Madeira.

Eine Trekkingtour quer über die Insel von Ost nach West.

Hallo auf meiner Seite für Madeira.
Hier könnt Ihr meine ersten Impressionen einer ganz netten Insel nachlesen. Dies ist die Beschreibung einer Reise vom 30.03. bis 6.04.2000, quer über die ganze Insel von Ost nach West. Und auch einige (für Madeira sicher auch unerwartete) Bilder sind hier zu finden..

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Allgemeines: Für Deutsche bzw. EU-Bürger ist die Einreise völlig problemlos. Der Wechselkurs Escudo PTE zu Deutscher Mark DEM liegt bei etwa 100:1. Euro-/ Mastercard und Visa besitzen eine sehr hohe Akzeptanz; Geldautomaten, an denen man per EC-Karte Bargeld bekommt, gibt es in jeder kleinen Ortschaft und natürlich auf dem Flughafen (unlogischerweise in der Abflughalle).
Zeitverschiebung: Da die Sommerzeit genauso wie in Deutschland gilt, beträgt die Zeitverschiebung generell minus eine Stunde.

Terrassenfelder bei Porto Moniz im Nordwesten. Terrassenfelder bei Porto Moniz im Nordwesten.

Kurze Geographie: Die 900 km vom portugiesischen Festland entfernt gelegene Insel Madeira umfaßt eine Fläche von 741qkm, hat eine Länge von 57km und eine Breite von max. 23km. Die Fläche teilt sich in 20.000ha Ackerland, 17.700ha Ödland, 17.500ha Wald mit hauptsächlich Kiefern und Eukalyptusbäumen, 12.000ha Wald mit Lorbeerbäumen und 6.500ha bebautes Land auf. Dem Archipel Madeira gehören außerdem die "Badeinsel" Porto Santo (45qkm) und einige unbewohnte (weil extrem wasserarme) Inseln an. Madeira hat etwa 275.000 Einwohner, was eine sehr hohe Bevölkerungsdichte von 370 Einwohnern je Quadratkilometer ergibt (Deutschland: 220 Einw. je qkm). Die Bewässerung der unzähligen und teilweise kleinsten Felder erfolgt über ein teils jahrhundertealtes System von Levadas. Diese Kanäle haben eine Gesamtlänge von ca. 5.000km. Das Inselinnere wird von einem kleinen Hochgebirge (Pico Ruivo, 1.861m) und einer Hochebene (Paul da Serra, 1.500m) dominiert. Zur Bewässerung der vielen kleinen Felder wurden unzählige größere und kleinere Kanäle angelegt, die Levadas. Das Wasser wird nach genau festgelegten Terminen den Bauern zugeteilt; diese entrichten dafür eine Jahresgebühr. Jeder Bauer weiß genau, an welchem Tag und zu welcher Zeit er seine Schleusen öffnen darf.

Geschichte: Auf Madeira gab es keine Ureinwohner. Auf einer florentinischen Seekarte taucht 1351 erstmals Madeira auf. Ab 1420 wird die Insel von Portugiesen besiedelt, diese beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Zuckerrohranbau. 1455 wird erstmals Wein angebaut. Ein gewisser Christoph Kolumbus weilt von 1479 bis 1482 auf Porto Santo. 1508 erhält Funchal Stadtrecht. 1581 wird König Philipp II. von Spanien Herrscher über Portugal und damit auch über Madeira. 1620 überfallen englische Piraten Funchal und verkaufen 1.200 Menschen in die tunesische Sklaverei. 1640 vertreiben die Portugiesen in einem zweiwöchigen Aufstand die Spanier. 1703 verhängt England ein Weinembargo gegen Frankreich, weswegen der unter englischer Kontrolle liegende Weinhandel mit Madeira sprunghaft ansteigt. James Cook (siehe Australien und Neuseeland) geht 1768 und 1772 in Funchal vor Anker. Die Sklaverei wird auf Madeira 1775 theoretisch abgeschafft. Von 1807 bis 1814 wird Madeira von englischen Truppen besetzt, nachdem Napoleon Portugl besetzt hat. 1852 vernichtet der Mehltau und 1872 die Reblaus einen Großteil der Weinernte und vor allem der Weinstöcke. Die Engländerin Elisabeth Phelps führt 1860 die Stickkunst ein und begründet so ein noch heute florierendes Gewerbe.1891 wird in Funchal das Reid's Hotel eröffnet. 1916 wird die Nord-Süd Verbindung von Sao Vicente nach Funchal über den Encumeada-Paß (1.007m) gebaut. 1933 wird Salazar zum Diktator und bleibt dies bis 1968. Von 1935 bis 1939 wird Funchal mehrfach von KDF-Schiffen angelaufen. Im zweiten Weltkrieg verhält sich Portugal neutral. Einweihung des Flugplatzes auf Porto Santo 1960, auf Madeira 1964. 1974 wird die Diktatur abgeschafft und allmählich durch eine Demokratie ersetzt. 1986 tritt Portugal der Europäischen Union bei. 1995 entfällt durch den Binnenmarkt die Zollkontrolle für EU-Bürger.

Agapanthus Prächtiger Natternkopf (port.: Massaroco) Kaplilie
Agapanthus Prächtiger Natternkopf (port.: Massaroco) Kaplilie

Flora und Fauna: Madeira wird auch Blumeninsel genannt. Schon zu einer Art Wahrzeichen für Madeira geworden ist die Strelitzie (auch Paradiesvogelblume oder Storchenschnabel genannt). Wenn auf deutschen Flughäfen ein Flieger aus Madeira eintrifft, sieht man viele Touristen mit den typischen länglichen Pappkartons im Handgepäck. Vermutlich ist die Strelitzie das (wenn auch vergängliche) Souvenir Nummer 1 für Madeira-Touristen unserer Breiten. In gewissem Sinne ist diese Pflanze ein deutsches Gewächs: Der Gärtner Andreas Auge hat 1774 die aus der Familie der Bananengewächse stammende Pflanze zu Ehren von Königin Charlotte Sophie von Mecklenburg-Strelitz Strelitzia Reginae genannt. Erst 1778 kam die Pflanze aus Südafrika nach Madeira. Über das ganze Jahr stehen die veschiedensten Pflanzen in Blüte; Orchideen, Hibiskus, Ballonrebe, Azaleen, Rhododendron, Trompetenblume, Hortensie, Chrysantheme, Oleander, Weihnachtsstern und viele andere mehr. Die meisten Blumen sind bis in Höhen von etwa 400-700m zu finden. Darüber befinden sich die Zonen des Lorbeerwaldes und des Eukalyptuswaldes. Vereinzelt kann man auch den Drachenbaum antreffen. An früchten wachsen z. B. Avocado, Feige, Papaya, Granatapfel, Orangen, Maracuja, Mango und natürlich die kleine und sehr wohlschmeckende Banane und Wein. Auf Madeira gibt es keine gefährlichen Tiere, allenfall als unangenehm wird die Stechmücke empfunden. Unzählige Arten Schmetterlinge flattern umher. Ebenso gibt es Sturmtaucher, Kanarienvögel, Möwen, Mäusebussard und Falke. Besonders in den wärmeren Küstenregionen sind Mauereidechsen zu finden. Halbwilde Ziegen springen selbst in den Hochgebirgsregionen umher. (An manchen Wanderwegen gibt es kleine, künstlich angelegte Höhlen, welche von den Ziegen als Zuflucht genutzt werden. Die ca. 20.000 Kühe werden meist in sehr kleinen stroh- oder wellblechgedeckten Hütten (Palheiros) gehalten. Dadurch wird verhindert, daß die Tiere bei Nachbarn über die Beete trampeln oder gar das Gemüse fressen. Vor allem aber wird ein Absturz der Kühe in dem oftmals sehr steilen Gelände verhindert. Als Spezialität gilt der in einer Meerestife von etwa 1.000m lebende Degenfisch (port. Espada, nicht zu verwechseln mit den am Spieß gegrillten Ochsenfleischstücken Espetada). Bei Ribeiro Frio und Sao Roque do Faial wird häufig die Forelle angeboten.

Hinflug: Do, 30.03.2000 Mit einer Boeing 737-800 der Air Berlin geht es ab Dresden (DRS) 6.50Uhr mit AB4066 nach Nürnberg (NUE), Flugzeit eine knappe Stunde. Von Nürnberg (NUE) weiter mit AB4366 der Air Berlin um 9.00Uhr. Die Boeing B737-800 landet um 12.15Uhr nach 4 Stunden und 15 Minuten in der Nähe von Funchal (FNC) auf Madeira. Der Flughafen wird zur Zeit modernisiert, damit dieser auch von größeren Flugzeugen genutzt werden kann. Bleibt zu hoffen, daß damit nicht auch ein unkontrollierter und verschandelnder Hotelbauboom ausgelöst wird und die Insel von überdimensionalen Betonklötzen wie auf Teneriffa verschont bleibt.

Reise: Am Flughafenausgang wartet schon Oliver, unser Guide für die nächste Woche. Mit zwei anderen Mitgliedern unserer Gruppe, welche von Leipzig über Nürnberg flogen, fahren wir mit einem Taxi in das 6km entfernte Machico zu unserem Hotel Residencial O Facho. Nachdem das Gepäck auf dem Zimmer deponiert ist, folgt ein kleiner Stadtrundgang. Es fallen ein paar Regentropfen, jedoch nicht der Rede wert. Bei diesen Tropfen dachte ich noch nicht daran, daß diese zu einem ständigen Begleiter unserer Reise werden. Die etwa 12.000 Einwohner zählende Stadt besitzt eine sehenswerte Kirche , die Igreja da Nossa Senhora da Conceicao mit einem Zwillingsportal. Zwei Festungen sollten die Stadt schützen, darunter die dreieckige Nossa Senhora do Amparo. In dieser um 1705 angelegten Festung befindet sich auch ein Tourismusbüro. In einem kleinen Laden wird Wasser und kleine Naschereien für die Wanderungen gekauft. Die Mitnahme von genügend Trinkwasser (ca. 1,5 Liter je Tag) auf die Wanderungen ist auf jeden Fall anzuraten. Am Abend gibt es ein erstes Treffen der Reiseteilnehmer beim gemeinschaftlichen Essen von Degenfisch (Espada).

Wanderung am Ostkap An der Nordküste
Wanderung am Ostkap An der Nordküste

Fr, 31.03.2000 Beim Aufwachen hören wir ein Geräusch, welches uns in den nächsten Tagen oftmals zu Gehör kommen wird: Regen plätschert von dunklen Wolken herab. Und dies auch noch ziemlich heftig. Das für 7.30Uhr angekündigte Frühstück verschiebt sich aufgrund südländischer Gelassenheit um eine Viertelstunde. Zeitangaben sollte man eben halt nicht so genau nehmen. Um 8.30Uhr werden unser Gepäck und wir in angemietete Taxis geladen und wir fahren ca. 13km bis zur Ponta do Buraco. Von da geht es zu Fuß bei Regen und teilweise heftigem Wind in Richtung Ostkap. Wegen der sehr ungünstigen Witterungsverhältnisse wird diese Kurzwanderung noch verkürzt und nach etwa einer Stunde und ca. 4km sind wir wieder an den Taxis. Am Parkplatz regnet es mal gerade nicht und so kann der starke Wind unsere nassen Klametten gleich wieder trocknen. Die rauhe und grüne Landschaft ist beeindruckend. Bäume haben bei diesem Wind jedoch scheinbar keine Chance, denn es gibt nur Gras- und Buschlandschaft. Mit den Taxis fahren wir zurück durch den 1956 erbauten und 1,2km langen Tunnel von Canical in einen nördlichen Vorort von Machico. Wir machen eine kurze Mittagsrast, werfen wieder unsere Regensachen über und begeben uns auf eine Wanderung zur und an der Nordküste entlang nach Porto da Cruz (ca. 10km). Der Aufstieg beginnt an einer Treppe, wir kreuzen eine Levada, es bieten sich immer wieder Ausblicke in die tief eingeschnittenen Täler. Nach einiger Zeit erreichen wir die Steilküste; die eigentliche Küste liegt jedoch, je nach Wegstelle, 350 bis 400m unter uns. Wir bahnen uns den Weg über einen schmalen Pfad immer im Hange der Steilküste entlang. Häufig säumen Stechginstersträucher den Weg. Selbst in dieser scheinbar unwirtlichen Region wird an den kleinsten zur Verfügung stehenden Flächen Gemüse angebaut. In Porto da Cruz wird der letzte Teil der Wanderung auf der Straße bewältigt. Schon von weitem ist der 590m hohe Adlerfelsen (Penha de Aguia) zu sehen. In Porto da Cruz erfolgt der obligatorische Wasserkauf für den nächsten Tag und dann die Einkehr auf ein Glas Bier in einer gemütlichen Strandkneipe. Von unseren Taxis werden wir zu unserem Hotel in Sao Roque do Faial gefahren. Hier wartet auch schon unser Hauptgepäck. (Für die Wanderungen wird lediglich ein Tagesrucksack benötigt. Das Hauptgepäck wird mit den Taxis von Hotel zu Hotel transportiert.)

Eine "Bank" lädt zum Rasten ein. Blick über Sao Roque do Fajal zur Nordküste.
Eine "Bank" lädt zum Rasten ein. Blick über Sao Roque do Fajal zur Nordküste.
Brücke zwischen zwei Tunnels. Einer der unzähligen Wasserfälle. Typisches strohgedecktes Haus in Santana.
Brücke zwischen zwei Tunnels. Einer der unzähligen Wasserfälle. Typisches strohgedecktes Haus in Santana.

Sa, 1.04.2000 Heute steht uns eine anstrengende 20km-Wanderung bevor. Wir fahren mit den Taxis anfangs auf geteerten Straßen, später auf einer arg ruppigen Schotterpiste zum Wasserkraftwerk Faja do Nogueira. Es folgt ein halbstündiger Aufstieg auf einem steilen Fahrweg und nach einer weiteren dreiviertel Stunde Wanderung entlang einer Levada stoßen wir auf den mit 2.400m längsten für Wanderer begehbaren Tunnel einer Levada auf Madeira. Im Tunnel ist es logischerweise stockdunkel, so daß eine gute Taschenlampe unabdingbar ist. Auch sollte wegen der Wasserfälle im Tunnel die Regenkleidung nicht abgelegt werden. Etwas Vorsicht ist dem Gleis zu zollen, welches wegen anfallender Wartungsarbeiten im Tunnel gelegt ist. Am Ende des Tunnels zweigt ein Stichweg zum Höllenkessel ab. Dieser führt unter einigen Wasserfällen hindurch und durch einige Tunnel zum Ende der Höllenschlucht. Einige Duschen sind hier garantiert. Hier erwartet den Besucher eine enge Schlucht, durch die ein Wasserfall von sehr weit oben nach sehr weit unten unter großer Geräuschentwicklung braust. Vom Tunnelausgang führt ein steiler Weg über rutschige Stufen ein Stück ins Tal hinab. Dann geht es auf relativ gemütlichen Pfaden am Caldeirao Verde, dem Grünen Kessel, vorbei weiter in Richtung Queimadas. Daß der Grüne Kessel so grün ist, liegt sicherlich an dem (gelinde ausgedrückt) etwas humiden Klima in diesem Tal. Es gab nur wenige Momente in denen es mal nicht sehr stark regnete. Dafür gibt es eben auch eine ganze Reihe imposanter Wasserfälle und eine fast tropisch anmutenden Regenwald. Diese Ausblicke entschädigen in jedem Falle für das bei unserem Besuch vorherrschenden Regenwetter. In Queimadas stehen große Häuser, welche wie die kleinen in Santana mit Stroh gedeckt sind. Sie werden an Staatsangestellte als Urlaubsquartier vermietet. Auch gibt es hier einen 1937 angelegten Park, in dem besonders die Rhododendronbüsche beeindruckend sind. Die Wanderung geht nun auf einem sehr breiten Wanderweg neben der Levada weiter bis zum Forsthaus Pico das Pedras, wo uns die bestellten Taxis schon erwarten. Nach dieser langen und einigermaßen anstrengenden Wanderung schließen wir den Tag in Santana ab. Dort besuchen wir ein kleines mit Stroh gedecktes Häuslein. Von diesen gibt es in Santana noch eine ganze Menge, teils selbst genutz, teils allerdings auch nur für Touristen wieder hergerichtet. Für einen kleinen "Werterhaltungsbeitrag" läßt der Hausherr auch gern einen Blick ins Innere zu.

So, 2.04.2000 Nachdem gegen 8.15Uhr gefrühstückt wurde, geht es um 9.00Uhr wieder mit den Taxis auf die Piste. Über Santana fahren wir etwa 17km zum Achada do Teixeira (1.592m). Bis Santana war sonniges Wetter, von dort ging es jedoch in das Inselinnere, hinein in die Berge und hinein in die Wolken. Beim Aussteigen aus den Taxis gibt es nur noch eine Empfindung: Es ist kalt. Saukalt. Und es ist windig. Sehr windig. Glücklicherweise kommt nur etwas Feuchtigkeit aus den Wolken, noch regnet es nicht richtig. Auf einem breiten, gepflasterten Weg geht es stetig bergan in Richtung Pico Ruivo. Dieser ist mit 1.862m der höchste Berg Madeiras. Einige Minuten vor dem Gipfel gibt es eine Berghütte, welche wir zu einer kleinen Rast nutzen. Zumindest sollte es nur eine kleine werden. Durch starken Regen, der mehr und mehr in Schnee überging, blieben wir jedoch etwas länger in der Hütte. Wir waren die einzigen Gäste bei diesem Wetter. Als wir uns dann wieder auf den Weg machten, sparten wir uns aufgrund des Schneeregens und der schlechten Sicht den Abstecher zum Gipfel und begaben uns direkt in Richtung Pico do Arieiro, mit 1.818m der dritthöchste Gipfel der Insel. Der fallende Schnee blieb glücklicherweise nur an einigen geschützten Stellen liegen, so daß der Weg trotz seiner Schwierigkeiten noch relativ gut begehbar blieb. Auf diesem Wege gibt es mehrere Tunnel, eine gute Taschenlampe ist somit dringend anzuraten. Ein Tunnel z.B. führt durch den Pico das Torres, mit 1.851m der zweithöchste Berg Madeiras. Vor Steinschlag und brüchigem Tuffstein selbst auf dem manchmal etwas abenteuerlichen Weg sollte man sich in acht nehmen. Auch den Geländern sollte man nicht viel Vertrauen entgegen bringen. Sie dienen eher dazu, den Abgrund zu markieren als daß man sich daran festhalten sollte. Auf dieser Tour kommt man an einigen künstlich angelegten Höhlen vorbei, sie dienen halbwilden Ziegen als Zuflucht vor schlechtem Wetter oder uns Wanderern als Unterschlupf zur Rast. Die Ausblicke auf dieser Wanderung sind phantastisch. Auf einer Stelle stehen geblieben, bieten sich innerhalb weniger Minuten, manchmal sogar nur Sekunden, Blicke von nur einigen Metern und nichts als Nebel und kurz darauf teilweise blauer Himmel und Sonne und Sicht bis hinab zu den Küsten und hinaus auf das Meer.
Sehenswert sind auch die oft zu sehenden "Chinesischen Mauern". Hartes Gestein, das in einer Spalte weicheren Gesteins als Lava erstarrt ist. Weiches Gestein ist durch Erosion abgetragen und übrig geblieben ist nur der harte Kern. Meist nur einige Zentimeter dick sieht ein solches Gebilde dann aus wie eine Mauer. Am Nachmittag erreichen wir nach 8km und teils schwerer Route das 1988 erbaute Hotel Pousada do Arieiro. Dieses erweist sich nicht etwa als simple Berghütte, sondern als sehr komfortables Hotel mit gutem Restaurant und befindet sich nur wenige Meter unterhalb des Gipfels des Pico do Arieiro. Wir freuen uns auf ein Glas Poncha. Dieser ist soetwas wie eine Allheilmedizin auf Madeira; ein Gemisch aus Orangensaft, Zitronensaft, Honig und vor allem Zuckerrohrschnaps. Bei kaltem Wetter sehr zu empfehlen! Der Tag klingt mit einem üppigen Mahl und dem einen oder anderen Glas Bier aus.

Kurze Rast zwischen Pico Ruivo und Pico do Arieiro. Stairway to heaven (to hell?). Blick vom Pico do Arieiro.
Kurze Rast zwischen Pico Ruivo und Pico do Arieiro. Stairway to heaven (to hell?). Blick vom Pico do Arieiro.

Mo, 3.04.2000 Der morgendliche Blick aus dem Fenster des Hotelzimmers ergibt eine Überraschung: Es ist plötzlich ringsum nicht mehr grün sondern weiß! Es hat nachts kräftig geschneit und der Schnee ist auch liegengeblieben. Eigentlich waren alle in der Gruppe davon ausgegangen, daß wir auf der Blumeninsel Madeira Urlaub im ewigen Frühjahr machen. Und nun werden wir mit einem Schlag in den Winter zurückgeworfen, den dachten wir in Deutschland gelassen zu haben. Und nun Schnee hier und das Anfang April. Ein Erlebnis, das wahrscheinlich nicht sehr viele Touristen auf Madeira mitmachen. Unter diesen Witterungsumständen fällt natürlich unsere geplante Kammwanderung zurück zum Pico Ruivo und dann Richtung Westen zum Encumeada-Paß flach. So wollen wir uns also von Taxis abholen lassen und nach Camacha bringen lassen. Die Taxis jedoch kommen die verschneite Straße nicht hinauf, so daß wir halt eine Winterwanderung von ca. 3km talwärts machen.

Pico do Arieiro im Schnee. Die Wikinger im Schnee. Wanderweg an einer Levada entlang.
Pico do Arieiro im Schnee. Die Wikinger im Schnee. Wanderweg an einer Levada entlang.

Weiter unten sehen wir, daß die Straße mittlerweile gesperrt worden ist. Einige Touristen mit Autos und zwei Busse müssen vor dem Schnee kapitulieren und ihre Bergfahrt teils schlingernderweise beenden. Bei etwa 1.500m Höhe treffen wir auf unsere Taxis und lassen uns an einer Levada bei Camacha in einer Höhe von knapp 800m absetzen. Hier kommt uns das Wetter wie von einem anderen Stern vor; frühlingshafte Temperaturen, kein Wind, kein Regen (zumindest vorerst nicht) und etwas Sonne. Dafür viele Bustouristen. Wir wandern die Levada entlang bis Camacha (5km). Dort gibt es eine kurze Pause, welche durch einsetzenden Regen beendet wird. Dieser ist aber glücklicherweise nicht stark. Nach weiteren 15km Wanderung erreichen wir schließlich Monte, oberhalb von Funchal. Immer wieder eröffnen sich dabei Blicke ins Tal auf Funchal, in Richtung Berge hängen dunkle Wolken. Dieser Weg an der Levada führt auch durch Tunnel, teils umgeht man diese, teils kann man sich hindurch bemühen. In diesen ist der Weg aber alles andere als gut begehbar. Felsecken und manchmal sehr schmale Pfade zwischen Levada und Tunnelwand machen das Vorwärtskommen nicht leicht. Und dabei ist immer die Gefahr, auszurutschen und in die Levada zu tapsen. Platsch. In Monte werden wir von unseren Taxis schon erwartet. Diese können wir zwar schon von weitem sehen, doch dazwischen liegt noch ein tiefer Taleinschnitt... Anschließend machen wir so ganz nebenbei eine Stadtrundfahrt durch Monte und Funchal, manchmal auf abenteuerlich steilen und schmalen Straßen. Ein Wunder, daß die meisten Autos blechmäßig noch so intakt aussehen. Über die teils noch im Entstehen befindliche Autobahn geht es in dann flotter Fahrt via Ribeira Brava zur Residencial Encumeada, welche wir nach ca. 35km erreichen. Diese liegt etwa 100m unterhalb des Encumeada-Passes (1.007m). Zum Abendessen wurde uns hier der Fleischspieß (Espetada) serviert. Weinliebhaber sollten sich in diesem Restaurant intensiv mit dem riesigen Weinregal beschäftigen.

Blick auf die Hauptstadt Funchal. Älteres Haus in Santa Maria. Bemalte Kacheln in Porto Moniz.
Blick auf die Hauptstadt Funchal. Älteres Haus in Santa Maria. Bemalte Kacheln in Porto Moniz.

Di, 4.04.2000 Nach dem Frühstück lassen wir uns wiederum von Taxis zum Startpunkt der heutigen Wanderung bringen. Die Fahrt geht über die Hochebene Paul da Serra (bei rund 1.500m), von der wir allerdings wegen aufliegender Wolken kaum etwas zu sehen bekommen. Am Pico da Fonte do Bispo (1.297m) steigen wir aus und werfen sofort unsere Regenkleidung über; wie üblich Wind und Regen. Anfangs führt der Weg über einen ehemaligen Fahrweg, später wird dieser zu einem einfachen Pfad. Es folgt ein Abstieg zu einer Levada. (Galhano-Wanderung, 20km) Dieser Weg führt immer an der Levada entlang, dabei durch acht Tunnel, das Längste davon ist ca. 1,5km lang. Der Weg in den Tunnels ist relativ gefahrlos (vorausgesetzt, man hat eine gute Taschenlampe dabei). Man muß jedoch auch in den Tunnels damit rechnen, sehr naß zu werden. Es gibt nicht nur Wasserfälle, welche im Tunnel zu durchqueren sind, sondern wie in einer Autowaschanlage auch noch seitliche Düsen, aus denen teils heftig das Wasser herausspritzt. An einem Häuslein, welches als Werkstatt und Unterkunft für Levadeiros dient, machten wir Mittagsrast. Diese arbeiteten auch ganz in der Nähe und sorgten dafür, daß der Weg an der Levada nicht zuwächst. Die Klamotten konnten hier in der Sonne etwas ausdünsten und wir Wasser in uns hineinfüllen. Von hier gab es auch einen wunderschönen Rückblick auf die wolkenverhangenen Berge und andererseits bis zur sonnenbeschienenen Küste. Die tiefen und engen Taleinschnitte sind immer wieder faszinierend. Der Abstieg nach Porto Moniz erweist sich als etwas unangenehm, denn dieser führt auf einer betonierten Straße etwa 300 Höhenmeter sehr steil hinab. In diesem Hang sind sehr viele der für Madeira typischen kleinen Terrassen, meist mit getrockneter Baumheide umgeben. Diese soll vor den meist starken und salzhaltigen Winden schützen. Bei wärmeren Temperaturen sicher zu empfehlen ist das Naturschwimmbecken im schwarzen Vulkangestein. Die Anlage ist durch eine Mauer vom Meer getrennt. Der hohe Wellengang sorgt dafür, daß immer mal wieder frisches Wasser rüber schwappt. So entsteht ein mit frischem Meerwasser gefülltes, nahezu ruhiges Naturschwimmbecken inmitten der rauhen Küste.

Mi, 5.04.2000 Der heutige Tag steht laut Reiseprogramm zur freien Verfügung. Wer will, kann an einer Kurzwanderung (ca. 8km) teilnehmen. Aus unserer Reisegruppe läßt sich diese auch keiner entgehen. Mit Fahrzeugen unseres Hotels Residencial Gaivota fahren wir nach Achadas da Cruz. Von da wird noch eine kleine Stichstraße bis zur Steilküste gefahren. In einer Höhe von 450m direkt über dem Meer erscheinen die Hütten und Weinterrassen noch viel winziger als sie es ohnehin schon sind. Hier endet eine Güterseilbahn, welche den Wein vom Küstenetreifen herauf zur Straße transportiert. Wir werden nun den Pfad hinab zur Küste steigen. Es wird verständlich, daß auf diesem Wege keine Kiepen voll mit Trauben nach oben gebracht werden. Der schmale Pfad führt durch Gestrüpp, über unzählige Stufen und Windungen, vorbei an wunderschönen und bunten Blumen bis zur wilden und tosenden Küste hinab. Dort wird eine kurze Rast eingelegt. Ist auch nötig nach diesem Abstieg. Denn nach dem Abstieg folgt der Aufstieg, auf knapp 470m wieder hinauf in das Dörfchen Santa Maria Madalena. Dort gibt es ein nettes kleines Lokal: Wer Eis kauft oder Kaffee trinkt, zahlt indirekt den Rotwein der anderen mit, denn diesen bekamen wir kostenlos. Beim unvermeidlichen Abstieg nach Porto Moniz müssen wir erst wieder eine betonierte, steile Straße nutzen. Dies ist scheinbar dort Mode geworden. Die Straße endet jedoch glücklicherweise an einem Aussichtspunkt und es führt ein alter Weg weiter nach unten.

Brandungswellen bei Porto Moniz. Sonnenuntergang über Porto Moniz.
Brandungswellen bei Porto Moniz. Sonnenuntergang über Porto Moniz.

Do, 6.04.2000 Beim Aufwachen ein vertrautes Geräusch: Regen plätschert, nein, schüttet aus den Wolken. Schon sehr früh am Morgen müssen wir raus, denn die Taxis für den Transfer zum Flughafen sind für 7.30Uhr bestellt. Eigentlich sollte es 7.00Uhr Frühstück geben, aber dieses Vorhaben scheitert am Nichtvorhandensein des Personals des Restaurants. So bestiegen wir mit leerem Magen die Taxis, um uns auf diese letzte Fahrt über die Insel zu begeben. Die Fahrt ging an der Küste entlang bis Sao Vicente auf einer sehr schmalen Straße. Immer wieder prasselten Wasserfälle auf Straße und Autos hernieder. An einigen Stellen waren Bauarbeiten für Tunnels im Gange. Dann hinauf ins Gebirge zum Encumeada-Paß und die schon bekannte Strecke über Serra de Agua und Ribeira Brava auf die Autobahn. Durch Funchal hindurch gestaut weiter nach Santa Cruz, wo sich der Flughafen von Madeira befindet. Dort herrschte absolutes Chaos. Durch den starken Wind und den starken Regen gab es kaum ein Flugzeug, welches keine Verspätung hatte. Zudem waren in der Abflughalle keine Anzeigetafeln in Betrieb, so daß Abflugzeit und Gate mehr durch Mundpropaganda zu vernehmen war. Denn Lautsprecherdurchsagen waren nur sehr selten zu verstehen. Wir hatten mit unserer Maschine noch relativ Glück, der Abflug verzögerte sich nur um eine knappe Stunde.

Rückflug: Mit AB4367 und einer Boeing 737-800 der Air Berlin geht es 13.20Uhr (zzgl. 55min Verspätung) ab Funchal (FNC). Mit AB4067 von Nürnberg (NUE) und wiederum einer Boeing 737-800 um 20.20Uhr weiter nach Dresden (DRS). Dieser Flug ist nur etwas verspätet und so landen wir erst um 21.17Uhr.

Reiseveranstalter Wikinger Reisen
Kölner Str. 20
58135 Hagen
Tel.: (02331) 90 47 41
Fax: (02331) 90 47 04
e-mail: mail@wikinger.de
http://www.wikinger-reisen.de Internet: www.wikinger-reisen.de

Weitere Infos über Madeira gibt es unter anderem hier:
madeira-club.de www.madeira-club.de
(ehemals Madeira-Aktuell)
madeira-web.com www.madeira-web.com
madeira-news.de www.madeira-news.de

Literatur- und Filmtipps:

  1. Madeira, Ursula Diezemann, Goldstadtverlag Pforzheim, ISBN 3-89550-045-3, DM 19,80
  2. Wanderungen auf Madeira, W. Dahle/ W. Leyerer, Bruckmann Verlag München, ISBN 3-7654-3580-5, DM 10,-

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