Teneriffa.

Wandern auf der ganzen Insel.

Dies ist die Beschreibung einer Wanderreise vom 1.12. bis 8.12.2001 nach Teneriffa. Die Trackdaten für die Verwendung in Fugawi oder einem anderen GPS-Karten-Programm stehen im Downloadbereich zur Verfügung.

Beim Anklicken der kleinen Bildchen werden diese in einem besseren, grösseren Format heruntergeladen. Um zu diesem Text zurückzukehren, muss der Zurück oder Back Button des Browsers angeklickt werden.

Allgemeines: Für Deutsche ist die Einreise absolut problemlos. Es wird kein Paß oder gar Visum benötigt, es reicht der Personalausweis. Aber auch der wird in aller Regel nicht kontrolliert.
Ein Geldwechsel ist ab 1.01.2002 nicht mehr nötig, denn auch Spanien und damit Teneriffa gehören zum Einzugsgebiet des EURO.
Gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit MEZ besteht eine Verschiebung von -1h.

Kurze Geographie: Die Kanaren setzen sich aus den sieben Inseln Lanzarote, Fuerteventura, Gran Canaria, Teneriffa, La Gomera, La Palma und El Hierro zusammen. Teneriffa ist mit 2057km² die größte der Kanarischen Inseln. Auf ihr leben ca. 686.000 Einwohner. Dazu kommen noch etwa 112.000 Langzeiturlauber. Die Entstehung von Teneriffa begann vor ca. 10 Mio. Jahren. Die Berge bei Adeje, das Teno-Gebirge und das Anagagebirge waren ursprünglich drei Inseln, welche durch die Bildung des mächtigen Urvulkans zu einer Insel verschmolzen. Wahrscheinlich ist dieser ungefähr 6.000m hohe Urvulkan durch einen gewaltigen Erdrutsch zum Einsturz gekommen und hat dabei das Tal von Orotava geformt. Außerdem entstand einer der größten Einsturzkrater (Caldera) der Welt mit einem Durchmesser von 16km und 500m hohen Kraterwänden. Vor 500.000 Jahren wuchsen der Pico Viejo und der Pico del Teide aus dem Krater empor. Der Teide entwickelte sich dabei mit 3.717m zu Spaniens höchstem Berg. Im Jahre 1909 fand am Chinyero bei Santiago del Teide der vorerst letzte Ausbruch eines Vulkans auf Teneriffa statt. Aus den Flanken des Pico del Teide steigt jedoch noch immer stinkender Schwefelwasserstoff auf (Fumarolen).

Geschichte: Ptolemeus zieht 200 n. Chr. den Nullmeridian durch die westlichste Insel der Kanaren, El Hierro. (Dieses System findet noch heute beim österreichischen Kataster Anwendung!). 1312: Durch Malocello werden die Inseln wiederentdeckt. 1406: Im Auftrage Spaniens erobert Jean de Bethencourt Lanzarote, El Hierro und Fuerteventura. 1480: Gran Canaria wird erobert. 1657 und 1706: Englische Eroberungsversuche scheitern. 1799: Alexander von Humboldt besteigt den Pico del Teide. 1852: Die Kanaren werden zur Freihandelszone erklärt. 17. April 1936: Der spanische Bürgerkrieg nimmt auf Teneriffa seinen Ausgang, indem der dortige Militärgouverneur Franco zum Putsch aufruft. 1982: Die Kanarischen Inseln werden autonome Region. 1986: Spanien tritt der Europäischen Gemeinschaft bei, die Kanaren erhalten dabei einen Sonderstatus.

Flora und Fauna: Wegen der extremen Höhenunterschiede und dem Einfluß des Passat gibt es auch extreme Unterschiede bei der Flora. Geprägt durch den Nordost-Passat gibt es grob gesehen drei Vegetationszonen: das trockene Tiefland, das feuchte Nebelland und das wiederum trockene Hochland. Im trockenen Tiefland (im Norden bis 600m, im Süden bis 1.000m) wachsen hauptsächlich Sukkulenten und andere Pflanzen, welche die spärlich anfallende Feuchtigkeit sehr gut speichern können. Dieser Zone folgt eine Stufe, in welcher vorwiegend Wacholder wächst. Im feuchten Nebelland der im Norden festhängenden Passatwolken wächst Baumheide und bis zu 20m hoher Lorbeerwald. In Höhen zwischen 1.000 und 2.000m ist Kiefernwald anzutreffen. Die extrem langen Nadeln der Kanarischen Kiefer (pinus canariensis) können die Feuchtigkeit aus den Wolken besonders gut aufnehmen, sammeln und an den Boden abgeben. Ebenfalls in diesem Bereich wächst ein ginsterähnlicher Strauch. Oberhalb der Baumgrenze wachsen der gefährdete Rote Teide-Natternkopf und der Teide-Ginster. In den Aschehängen des Teide gedeiht oberhalb von 2.700m ein unscheinbares Veilchen (viola cheiranthifolia).
Sieht man bei uns in Deutschland einen Weihnachtsstern im Blumentopf stehen, so kann man auf die wie Unkraut wuchernden Originale auf den Kanaren nur neidisch sein. Und landet ein Flieger mit Heimkehrern auf einem kalten deutschen Flughafen, entsteigen diesem nicht wenige Menschen mit den charakteristischen länglich-flachen Pappkisten in denen die begehrten Strelitzien als Reiseandenken mitgebracht werden.
Die Tierwelt ist nicht gerade vielfältig. Es gibt für Jagdzwecke einige Mufflons, Kaninchen und verschiedene Eidechsen. Der bekannteste Vogel ist sicher der Kanarienvogel. Er hat ein eher unscheinbares grau-grünes Gefieder und tiriliert ebenso lustig wie sein bunter Abkömmling im Käfig.

Weihnachtssterne. Auf abendlicher Fahrt durch die Canadas (um 2.000m) mit Blick zum Pico del Teide.
Weihnachtssterne. Auf abendlicher Fahrt durch die Canadas (um 2.000m)
mit Blick zum Pico del Teide.

Hinflug: Sa, 1.12.2001 Mit einem Airbus A320 der deutschen Condor (DE6560) geht es schon um 7:30 ab Dresden (DRS) los. Glücklicherweise gibt es einen Vorabend Check-in, also muß man nicht so irrsinnig zeitig aufstehen. Mein Fensterplatz bringt nicht so wahnsinnig viel, denn es herrscht das für Mitteleuropa so typische graue Spätherbstwetter. Eigentlich genau die richtige Zeit, um aus dem ungemütlich naßkalten Deutschland zu verschwinden. Der Weg führt über Toulouse, die Pyrenäen, Gibraltar und Casablanca nach Teneriffa-Süd (TFS). Etwas vorfristig landen wir gegen 11:30. Am Geldautomaten in der Ankunftshalle wird gleich per EC-Karte etwas Geld abgehoben, dann kommt auch schon das Gepäck auf dem Band herangerollt. Gleich am Ausgang wartet Sandra, unsere Wanderführerin für die nächste Woche. Außerdem sind auch schon einige andere Leute unserer Gruppe aus verschiedenen Städten anwesend. Ich habe Glück und wir warten auf keine weiteren Flieger sondern können gleich einen Kleinbus besteigen. Nach kurzer Fahrt auf der Autobahn bewegen wir uns nun auf gut ausgebauten Landstraßen über San Miguel nach Vilaflor. Dabei geht es auf scheinbar endlosen Serpentinen aufwärts. Der malerische Ort Vilaflor ist mit 1.466m das am höchsten gelegene Dorf der Kanaren und befindet sich am Fuße des 2.411m hohen Sombrero de Chasna. Die Einwohnerzahl liegt bei 1.600. Es gibt keine großen Hotels und das ganze Dorf sieht noch ziemlich ursprünglich aus. Wir beziehen unsere Zimmer im Hotel "El Sombrerito". Die Zimmer sind mit einer Heizung ausgestattet, was in dieser Höhe auch schon notwendig ist.

Reise: Da es gerade erst Mittag ist, speisen wir auf der Sonnenterrasse eines nahegelegenen Restaurants und begeben uns auf eine kleine Erkundungstour in die Region oberhalb des Dorfes. Vorbei an einer Abfüllstation für Mineralwasser und der Pina Gordo, einer 45m hohen Kanarischen Kiefer, wandern wir in einem trockenen Bachbett bergauf bis zu einer kleinen Brauerei. Auf der Straße geht es wieder talwärts bis zum Abzweig eines Forstweges, welcher in Richtung Mondlandschaft (Paisaje Lunar) führt. Wir biegen jedoch bei Casa Galinda schon wieder von der Piste ab und laufen unter Mandelbäumen an einer Wasserleitung entlang einen sehr steinigen Weg bergab. Dabei werden wir von einigen Enduro-Fahrern überholt. Noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang erreichen wir wieder unser Hotel und lernen am Abend auch die restlichen Teilnehmer unserer 18 Personen umfassenden Wandergruppe kennen.

So, 2.12.2001, Wanderung im Orotava-Tal Ab 7:30 Uhr steht für uns das Frühstücksbüffet mit verschiedenen Wurstsorten, Gouda und Ziegenkäse, Kaffee, Tee und Milch bereit und wir können uns für den ersten Tag unsereres Wanderurlaubes stärken. Mit unserem Kleinbus fahren wir 8:30 Uhr hinauf zu den Canadas. Ganz nahe sehen wir vor dem klaren Himmelsblau den teils schneebedeckten Gipfel des Pico del Teide, mit 3.717m Spaniens höchster Berg. Wir durchqueren die Caldera, welche mit einem Durchmesser von 17km zu den größten der Welt gehört, auf einer Höhe von bis zu 2.300m. Als wir kurz nach neun am Informationszentrum Centro de Visitarites ankommen, ernten wir doch etwas Verwunderung beim dortigen Personal. Mit solch zeitigem Besuch an einem Sonntag rechnet dort offenbar niemand. Durch einen künstlichen Lavatunnel gelangt man zu den Ausstellungsräumen. In den Räumlichkeiten gibt es an Schautafeln und Ausstellungsstücken einiges an Interessantem über die Entstehung Teneriffas zu erfahren. Auch ein ganz ansprechender etwa 15 Minuten langer Film (deutsch) kann angeschaut werden. Doch wir sind nicht nach Teneriffa gereist, um uns in Ausstellungen herumzutreiben, sondern um zu wandern. Also besteigen wir wieder unseren Bus und fahren weiter in das Orotava-Tal (Valle de Orotava). Die Fahrt endet am Rastplatz La Caldera bei Aguamansa auf einer Höhe von 1.200m. Der Krater ist zu einem Freizeitgelände ausgebaut und an einem solch schönen Wochenende kommen auch viele Einheimische hierher, um sich auf den Grillplätzen ein leckeres Mahl zuzubereiten. Wer sich lieber bedienen lassen möchte, benutzt das kleine Gasthaus im Forsthausstil mit einer Sonnenterrasse. Wir laufen ein Stück zu den Gesteinswänden Los Organos. Diese sollen ihrem Aussehen nach an ein Orgelgehäuse erinnern. Also nicht verwechseln mit den sechseckigen Basaltsäulen an der Norwestspitze von La Gomera oder auf Burg Stolpen. Der schmale Pfad geht immer wieder bergauf und bergab. Manchmal führt der Pfad direkt an der Felswand entlang und so ist auch eine gewisse Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Immer wieder ergeben sich schöne Ausblicke in das Orotava-Tal hinab oder zum Teide hinauf, der sich nun so langsam in sein Kleid aus Passatwolken einhüllt. Auf einer sonnigen, felsigen Aussichtskanzel hoch über dem Orotava-Tal legen wir eine kurze Mittagspause ein. Doch nach einigen steilen Serpentinen erreichen wir bald inmitten eines Waldes aus mächtigen Kiefern eine Forststraße, die uns zum Ausgangspunkt La Caldera zurück führt.

Mo, 3.12.2001, Wanderung bei Adeje Zur "gewohnten" Zeit besteigen wir unseren Bus und fahren hinab zum 650m hoch gelegenen Arona. In der unmittelbaren Nähe ist der El Conde (1.001m) zu sehen. Dieser mächtige Tafelberg im Hinterland von Los Chistianos gilt als ein Wahrzeichen des südlichen Teneriffa. Vorerst auf der Straße in Richtung Vento verlassen wir Arona und gelangen dann gleich auf einen Feldweg. Gesäumt von Unmengen von Kakteen wandern wir auf einer sonst kargen Ebene und durchqueren zwei Täler. Wir passieren einen scheinbar verlassenen Bauernhof, in dessen unmittelbarer Nähe einige zu Ställen ausgebaute Höhlen existieren. Das folgende gewaltige Tal ist das Barranco del Rey. Dieses Tal läßt erahnen, welche gewaltige Wassermassen hier mitunter in Richtung Meer stürzen. Langsam steigt der Pfad empor und immer wieder queren wir dabei verfallene Wasserkanäle. Diese wurden (wie die Levadas auf Madeira) angelegt, um die trockenen Felder des Südens mit Wasser aus den Bergen zu versorgen. Heute dienen dazu die stählernen Wasserleitungen, welche ungeschützt auf dem Boden herumliegen. An manchen Stellen sieht es dann so aus, als ob jemand Mikado-Stäbchen verteilt hätte. Diese Leitungen hängen freischwebend über Täler hinweg, an Felshängen herab oder liegen eben einfach so auf dem Boden herum. Es sieht nicht immer gerade schön aus, aber Wasser ist nun mal nötig und dies die billigste Art der Verlegung von Rohren. Auf einem Sattel zwischen Roque Imoque (1.112m) und einem Nebengipfel (Roque de los Brezos, 1.111m) machen wir auf einem ehemaligen Versammlungsplatz der Guanchen Mittagsrast (1.009m). Zu diesem Zeitpunkt holen wir auch die Regenjacken hervor, denn hier weht ein kühler Wind und dieser bläst auch einige Wolken mit ihrer Feuchtigkeit heran. Nach der Durchquerung des Dörfchens Ifonche ist bald der Kiefernwald und kurz darauf das schummrige Barranco del Infierno (Höllenschlucht) erreicht. Dieses Tal ist für seinen Wasserfall berühmt, welcher allerdings nur vom unterhalb gelegenen Adeje aus erreicht werden kann. Über den Bergrücken Lomo de las Lajas gelangen wir zu einem Aussichtspunkt. 700m tief unter uns liegt Adeje und ein kleines Stück weiter die Atlantikküste. Der Wind und die aufliegenden Wolken tauchen die Umgebung in ein gespenstisches Weiß. Über bewirtschaftete Terrassenfelder und vorbei an Auffangbecken für das spärliche Naß erreichen wir den Endpunkt der Wanderung, Casas La Quinta, einem Teil von Taucho. Hier steht wieder unser Bus bereit, um uns hinab an die Küste nach Los Christianos zu bringen. Auf der Fahrt erleben wir etwas mit Seltenheitswert auf der Südseite Teneriffas: Es regnet. Nur wenig zwar, aber es ist echtes Naß was da vom Himmel kommt. In der Nähe des Hafens (von hier fahren die Fähren nach La Gomera, ebenfalls eine sehr schöne Insel zum Wandern) tauschen wir unsere Wanderklamotten gegen Badesachen und springen am Playa de Los Christianos in die kühlen Fluten des Atlantiks. Angesichts der vielen Wolken und Temperaturen von vielleicht nur 25°C Luft und 22°C Wasser würden die Einheimischen nur sagen: "Die spinnen, die Deutschen." Außer uns Wagemutigen sind auch nur wenig andere Menschen am Strand oder gar im Wasser gewesen. Nach diesem erholsamen Abschluß eines wenig anstregenden Wandertages fahren wir wieder hinauf in das in Wolken gehüllte Vilaflor.

Direkt unter den Passatwolken auf dem Lomo de las Layas. Spitze des Pico del Teide, mit Passatwolken unterhalb.
Direkt unter den Passatwolken auf dem Lomo de las Layas. Spitze des Pico del Teide, mit Passatwolken unterhalb.

Di, 4.12.2001, Wanderung zur Mondlandschaft (Paisaje Lunar) Dieser Tag ist laut Programm zur freien Verfügung. Unsere Wanderführerin Sandra hat für einige von uns organisiert, daß sie mit dem Auto zum Einstiegspunkt der Wanderung zum Sombrero de Chasna (2.411m) gebracht werden. Dies stellte sich allerdings als ziemlich teuer heraus, ein kleiner Mietwagen für einen Tag ist da sogar billiger. Und auch dessen Organisierung ist möglich gewesen. Eine andere Gruppe fuhr per Anhalter hinab nach Los Christianos zum Baden und Bummeln, Rückfahrt mit dem Linienbus. Die Busverbindungen nach Vilaflor sind nicht gerade üppig; Urlauber setzen mehr auf Mietwagen als auf den Öffentlichen Personennahverkehr und die Einheimischen scheinen auch über genügend Autos zu verfügen. Eine weitere Gruppe schließlich, welcher auch ich angehöre, will direkt von Vilaflor eine Wanderung unternehmen. Wir alten Hasen, die schon Samstagnachmittag eine Kurzwanderung unternommen haben, kennen uns ja hier schon aus und so wandern wir ein Stück des Weges vom Samstag in umgekehrter Richtung. Auf steilen Serpentinen verlassen wir also Vilaflor und bewegen uns durch Kiefernwald in Richtung Casa Galinda. Nach dem Passieren von Mandelbäumchen, bewirtschafteten Terrassenfeldern und einem Wasserspeicherbecken erreichen wir eine unbefestigte Straße. Dieser folgen wir. An einigen Einschnitten ist deutlich die Struktur des Bodens mit seinen unterschiedlichen Schichten zu erkennen. Geologen könnten daraus sicher einige Schlüsse über die einzelnen Vulkanausbrüche ziehen. An einer Abzweigung folgen wir einem Wegweiser mit der Aufschrift "Paisaje Lunar" (Mondlandschaft). Auch hier herrscht Kiefernwald vor. Über teils sehr geröllhaltige Wege gelangen wir zu unserem Ziel. Diejenigen von uns, die noch nicht auf dem Mond waren, stellen sich unter Mondlandschaft sicher etwas rauhes, karges vor, nicht aber eine solche Landschaft. Am Rande eines Talkessels stehend blicken wir auf diese märchenhafte Kulisse aus weiß-gelben Tuffsteingebilden hinab. Noch ein paar Meter Fußweg, und wir stehen direkt vor diesen unwirklich aussehenden Türmchen. Oftmals haben diese auch noch eine Art Kappe aus einem härteren Stein auf. Hier machen wir auch gleich unsere Mittagsrast. Die Säulen verleiten auch während des Rastens immer wieder zum Druck auf den Auslöser des Fotoapparates. Nachdem wir uns vom Anblick dieser Gebilde losgerissen haben, begeben wir uns wieder auf den Weg. Durch dünenartig angehäuften Vulkansand und einige einzeln stehende Kiefern führt uns der Weg an einem Ferienlager für Schüler (Campamento Madre del Agua) vorbei zurück zum Fahrweg. Dabei begegnet uns die Gruppe unserer Wanderkollegen, die sich am Morgen zum Sombrero de Chasna hat fahren lassen. Sie ließen sich nach ihrer Wanderung dort wieder abholen und hier in die Nähe der Mondlandschaft fahren. Die Route wurde ihnen vom Rother Wanderführer beschrieben und so liefen sie die Runde in unserer Gegenrichtung. Auf besagtem Fahrweg beschließen wir den Rundweg und kehren auf gleichem Wege zurück nach Vilaflor. Noch vor unserem kleinen Hotel kehren wir jedoch in eine Kneipe namens "Manolo" ein und beschließen diese Tour bei einer Tasse Espresso.

In der Mondlandschaft (Paisaje Lunar). In der Mondlandschaft (Paisaje Lunar).
In der Mondlandschaft (Paisaje Lunar). In der Mondlandschaft (Paisaje Lunar).

Mi, 5.12.2001, Besteigung des Pico del Teide Für heute steht nun im wahrsten Sinne des Wortes der Höhepunkt unserer Reise auf dem Programm. Eine halbe Stunde früher als sonst, also 8:00 Uhr, besteigen wir unseren Kleinbus. Auf schon bekannter Route fahren wir hinauf in die Canadas. Vorbei geht es an der Seilbahn bis zu einem kleinen Parkplatz, von dem auch ein Fahrweg abzweigt. Mit der Seilbahn wäre man zwar innerhalb von acht Minuten auf 3.555m Höhe, aber für die meisten Besucher endet dort auch die Reise, denn ein Aufstieg zum Gipfel ist nur mit einer Genehmigung gestattet. So begnügen sich die meisten mit einem kurzen Gang auf dem Höhenweg und verschwinden dann wieder im Gebäude der Seilbahn. Außerdem kommen viele Touristen aus den warmen Badeorten herauf und sind erstaunt, daß auf reichlich 3.500 m Höhe die Temperaturen sich mehr als nur geringfügig von den sommerlichen Werten an der Küste unterscheiden. Und die Wirkung der spürbar dünneren Luft sollte man bei einem solch schnellen Höhengewinn wie mit der Seilbahn auch nicht unterschätzen.
Auf dem Parkplatz also befinden wir uns auf einer Höhe von 2.375m, also noch 1.342m Höhenmeter liegen vor uns. Wir versichern uns noch einmal, daß wir auch warme Sachen, Handschuhe, Mütze und genügend zu trinken dabei haben und begeben uns dann um 8:40 Uhr auf diese Hochgebirgswanderung. Anfangs folgen wir dem Fahrweg, in einigen Serpentinen schlängelt dieser sich beständig nach oben. Dabei passieren wir auch die Huevos del Teide; runde, schwarz glänzende Gesteinsbrocken, die aussehen wie überdimensionale Eier. Man könnte wohl auch Lavabomben dazu sagen. Wenn der Fahrweg in einer langgezogenen Linkskurve zum Montana Blanca (2.750m) abbiegt, führt ein Weg in Serpentinen steil nach oben. Auf 3.260m Höhe erreichen wir die Schutzhütte Refugio de Altavista. Es ist 11:05 Uhr. Hier setzen wir uns auf eine im Windschatten stehende Bank und genießen die Höhensonne.
Doch der Berg ruft und wir erhören den Ruf. Nach einer Rast von 30 Minuten brechen wir wieder auf. Auf zunehmend verschneiten und teils arg vereisten Wegen gewinnen wir weiter an Höhe. Die Steine ringsum werden durch bizarre Raureifbildung noch weiter verschönert. Nach einer Felskuppe steht plötzlich die Bergstation der Seilbahn vor uns. Diese ist wegen Kabeltrassenvereisung nicht in Betrieb und so bevölkern auch keine Heerscharen von Touristen den Teide. Wir laufen erst an der Bergstation vorbei bis zu einem Aussichtspunkt, begeben uns dann zurück zur Bergstation. Dieser Abstecher dauert mit Rückweg 35 Minuten. Der Weg zum Gipfel des Teide ist durch ein Seil abgesperrt. Normalerweise steht hier sicher ein Nationalparkranger, denn der weitere Aufstieg ist ja ohne Genehmigung nicht gestattet. Wir haben jedoch das erforderliche Permit und somit könnten wir passieren. Aber wahrscheinlich denken sich die Aufpasser: Die Seilbahn ist nicht in Betrieb und die paar Verrückten, die zu Fuß hier hinauf kommen, die können wir auch unkontrolliert bis nach oben lassen. Die letzten 162 Höhenmeter erweisen sich jedoch auch noch als harte Nuß. Der Weg ist zwar anfangs autobahnmäßig ausgebaut, aber der steile Anstieg, immer wieder Stufen zwischendrin und schließlich auch bereits die Höhe fordern ihren Tribut und so gelangen wir nur langsam auf den Gipfel. Aus dem Krater steigen Fumarolen aus Schwefelwasserstoff auf und verbreiten einen gräßlichen Gestank. Auf dem letzten Stück des Weges geht es noch über steiniges und unwegsames Gelände, aber schlußendlich haben wir unser Ziel erreicht und stehen um 13:20 Uhr 3.717m über dem Meer auf Spaniens höchstem Gipfel. Nun können wir einen phantastischen Rundblick über die ganze Insel genießen. Tief unter uns liegt die Küste und der silbrig-blau schimmernde Atlantik. Wie buddhistische Tempel sehen aus der Entfernung die weißen Türme des Observatoriums von Izana (Instituto de Astrofisica de Canarias) auf der Cumbre Dorsal aus.
Doch der Gipfel ist bekanntlich nur die eine Häfte einer Bergtour. Es folgt noch die zweite Hälfte, der Abstieg. Im Eilschritt verlassen wir den Teide, machen nur eine ganz kurze Pause an der Schutzhütte Altavista und sind sehr schnell wieder unten auf dem Parkplatz an unserem Bus. Es ist 16:40 Uhr. Inklusive aller Abstecher, Irrwege und Pausen haben wir also acht Stunden benötigt. Ich muß allerdings auch zugeben, daß wir dabei relativ schnell unterwegs waren. Die Langsamsten aus unserer Gruppe kamen etwa 1,5 Stunden nach uns an. Es ist auf einer solchen Tour halt auch wichtig, daß jeder sein Tempo gehen kann. So entstehen natürlich auch größere Zeitdifferenzen. Und außerdem: Die später Ankommenden berichteten von einem herrlichen Farbenspiel in den Canadas bei Sonnenuntergang und dem Schatten des Teide auf der Fortaleza. Auf dem Rückweg stellten die teilweise vereisten Wege natürlich eine gewisse Gefahr dar. Man konnte vom Wege abweichen und daneben über das Geröll gehen. Oder, wie von einer Teilnehmerin praktiziert, man setzt sich gleich auf den Hosenboden und rutscht den Weg hinab. Nach dieser Tour wird das viergängige Menü am Abend wohl besonders gut schmecken.

Der Pico del Teide (3.717m). Der Pico del Teide (3.717m).
Der Pico del Teide (3.717m). Der Pico del Teide (3.717m) mit dem Finger Gottes.
Raureif auf den Steinen am Teide. Fumarolen aus Schwefelwasserstoff im Krater des Pico del Teide.
Raureif auf den Steinen am Teide. Fumarolen aus Schwefelwasserstoff im Krater des Pico del Teide.

Do, 6.12.2001, Wanderung in der Masca-Schlucht Wiederum um 8:30 Uhr fahren wir mit unserem Bus an die Westküste nach Los Gigantes. Um 9:45 Uhr besteigen wir ein kleines Schiff und warten auf die Abfahrt. Es kommt noch eine Gruppe von Wanderern aus England mit zu uns an Bord. Pünktlich 10:00 Uhr legen wir ab und fahren an der Steilküste Los Gigantes zur Rechten und La Gomera zur Linken bis zur Playa de Masca. Hier verlassen wir die schwankenden Planken des Kahnes und rüsten zur Wanderung durch die zerklüftete Schlucht von Masca (Barranco de Masca). Diese Schlucht zählt zu den eindruckvollsten von ganz Teneriffa. Es handelt sich hier um ein teils sehr enges, bis zu 600m tief eingeschnittenes, wildromantisches Tal. Es wimmelt hier nur so von sehr zutraulichen Katzen. Auf dem Weg sind einige felsige Barrieren zu überwinden; es handelt sich also keinesfalls um einen Spazierweg, denn einiges an Kraxelei ist hier schon dabei. Ein wenig Wandererfahrung ist da schon von Nutzen. Immer wieder stehen Kakteen, Schilfrohr, Palmen und sogar Wein am Wegesrand. Im oberen Teil des Tales kann man auch in der Sonne liegende Eidechsen (Gallotia galloti) beobachten. Meist hört man jedoch von ihnen nur ein Rascheln im Gehölz.
Erreicht man Masca, so eröffnet sich nach dem Überqueren einer Holzbrücke eine völlig neue Vegetation. Weihnachtssterne, Geranien und allerlei anderes buntes Gewächs (ich bin kein Botaniker) wuchern wie Unkraut und tauchen die Umgebung in eine frohe Farbenvielfalt. Gegen 12:30 Uhr sind wir im Kern von Masca angelangt. Wir stärken uns mit Kaktuslimonade, dösen ein wenig auf dem Kirchplatz vor uns hin und begeben uns dann auf einem Querweg zum alten Ortskern von Masca. Hier kehren wir zwecks Mittagessen auf der Sonnenterrasse des kleinen Gasthauses "Requelme" hoch über der Schlucht von Masca ein und stärken uns mit Papas con Mojo, den leckeren Salzkartoffeln mit roter und grüner Soße. Danach fährt uns unser Busfahrer Antonio in bewundernswerter Weise über die sehr enge Serpentinenstraße nach Santiago del Teide. Weiter geht es hinauf in die Canadas. Die Straße führt mitten durch urtümliche Lavafelder. Manchmal könnte man meinen, wenn man einen Stein beiseite schiebt, erkennt man noch die Glut. Als ob die Ströme glühenden Gesteins erst gestern hier entang geflossen wären.

In der Masca-Schlucht (Barranco de Masca). Das alte (links) und neuere Masca (rechts).
In der Masca-Schlucht (Barranco de Masca). Das alte (links) und neuere Masca (rechts).

Fr, 7.12.2001, Wanderung im Teno-Gebirge Mit unserem Kleinbus fahren wir die gleiche Strecke, welche wir am Vortag zur Rückfahrt wählten. Hinauf in die Canadas, auf der 823 nach Chio. Über Santiago del Teide nach Masca und nun noch weiter bis zum Tabaiba-Paß (900m). Hier verlassen wir den Bus und rüsten uns zur Wanderung. Es ist angenehm warm. Von diesem Paß hat man einen schönen Blick in das grüne Tal El Palmar und nach Südwesten in die wildromantische Schlucht von Carrizal. Auf einem Bergrücken geht es nun stetig bergan. Mal läuft man auf der durch die Passatwolken grünen Bergseite in einem Wald von Baumheide, bald darauf auf der trockenen und nur von Sukkulenten bewachsenen trockenen Südseite. Vor uns liegt bald der Große Gala, mit 1.354m die höchste Erhebung des Teno-Gebirges. Auf dessen Kuppe befindet sich eine große Fernmeldestation und er ist deshalb nicht komplett zugänglich. Auf dem Sattel südlich des Großen Gala biegen wir nach Südwest zu einem Abstecher auf den Kleinen Gala (1.318m). Von dessen Felsspitze, welche zur Mittagspause einlädt, hat man einen phantastischen Ausblick. Im Westen ist die Nachbarinsel La Gomera zu erkennen, im Südwesten die am Vortag durchwanderte Schlucht von Masca. 700m direkt unter uns liegt das Dörfchen Masca und man kann deutlich die sich in unzähligen Serpentinen dahinschlängelnde Straße nach Santiago del Teide ausmachen. Und im Osten thront über allem der teils mit Schnee bedeckte Pico del Teide.
Zurück am Sattel steigen wir den Hang hinab und erreichen bald darauf einen Forstweg. Diesem folgend gelangen wir an ein kleines Plateau, auf dem wir in eine kleine Asphaltstraße einbiegen, die zur Fernmeldestation des Großen Gala führt. Allerdings biegen wir bald wieder nach rechts in einen Forstweg an einem Tor vorbei ein. Auf dem sogenannten Lorbeerweg wandern wir nun durch einen Wald aus lauter, na was wohl, Lorbeerbäumen. Bald biegen wir wiederum nach rechts in einen schmalen Pfad und laufen weiter unter sehr dichten Lorbeerbäumen dahin. Es wird noch ein weites Tal gequert und wir steigen hinauf zur Straße, wo uns schon von weitem unser Busfahrer begrüßt. Am Gasthof "Fleitas" am Fuße des Montana del Viento (1.142m) besteigen wir wieder unseren Bus und sind auf das gespannt, was unsere Führerin Sandra uns den ganzen Tag schon als kleine Überraschung angekündigt hat. Und was dann nach kurzer Busfahrt über Stock und Stein folgt, ist wirklich eine gute und gelungene Überraschung. An der Zona Recreativa Las Arenas Negras endete unsere Fahrt und wir konnten uns einer sehr schönen Beschäftigung hingeben. Vielleicht lesen diesen Text potentielle Kunden der Reise und so will ich nun auch nicht alles verraten. Wer es vor Neugier nicht mehr aushält, der kann mir ja eine E-Mail senden und anfragen. Jedenfalls fuhren wir am Abend nach Vilaflor zurück und konnten in der Dämmerung noch ein paar schöne Blicke auf den Teide und die die Canadas umgebenden Berge werfen. Und da dies unser letzter Tag ist, machen wir noch diverse Bars in Vilaflor unsicher.

Hier gibt es von keiner Wanderung mehr zu berichten. Leider ist eine Woche Urlaub wieder einmal viel zu schnell um und so folgt nach dem Frühstück nur noch ein kurzer Spaziergang durch Vilaflor und ein Plausch mit anderen Reisenden. Dann wird zum Aufbruch geblasen.

Rückflug: Wegen der unterschiedlichen Abflugzeiten zu den verschiedenen Flughäfen Deutschlands werden wir auch zu unterschiedlichen Zeiten zum Flughafen gefahren. Ich gehöre zur zweiten Gruppe und wir fangen das Ende dieser Reise um 10:20 Uhr mit dem Besteigen des Kleinbusses an. Die Route unterscheidet sich von der Hinfahrt, auf schmalen Nebenstraßen geht es nun bergab. Wir genießen noch einmal die wärmenden Sonnenstrahlen, die Weinberge und die vielen bunten Blumen ringsum. Dann tauchen wir ein in das (relativ) hektische Stadtleben von San Isidro. Wenige Kilometer noch auf der Autobahn und der Flughafen ist schon erreicht. Es bleibt auch nicht sehr viel Zeit übrig. Der Check-in verläuft erstaunlich schnell, da bin ich von anderen Flughäfen ganz anderes gewöhnt. Gegen 12:45 Uhr verlasse ich an Bord eines A320 (DE6561) die Insel. Wir fliegen einen verhältnismäßig großen Bogen und biegen erst über dem Golf von Biscaya nach Osten ein. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und wir Passagiere auf der linken Seite können ein phantastisch beleuchtetes Paris erleben. Das war dann auch bald das letzte, was man vom Boden sehen konnte, denn bald begann wieder eine Wolkenschicht. Willkommen in Deutschland. Nun folgt noch die Landung in Dresden, wiederum etwas vorfristig. Mit der S-Bahn, welche seit 2001 bis zum Dresdener Flughafen verkehrt, fahre ich nach Hause und beschließe diese Reise beim Polterabend eines Kollegen .....

Reiseveranstalter Wikinger Reisen
Kölner Str. 20
58135 Hagen
Tel.: (02331) 90 47 41
Fax: (02331) 90 47 04
E-Mail: mail@wikinger.de
http://www.wikinger-reisen.de Internet: www.wikinger-reisen.de

Weitere Infos über die Kanarischen Inseln gibt es unter anderem hier:
Canarias24.com - Alles über die Kanaren im Netz www.canarias24.com/
Canarias24.com - Alles über die Kanaren im Netz: Teneriffa, Gran Canaria, Lanzarote, Fuerteventura, La Palma, Gomera, El Hierro.
Teneriffa Tourismus Service - Kanarische Inseln www.canaries-live.com
Teneriffa Tourismus Service - Kanarische Inseln.
Kanaren - Inseln des ewigen Frühlings www.inseltouring.de
Kanaren - Inseln des ewigen Frühlings.

Literatur- und Filmtipps:

  1. Teneriffa, Goldstadt-Wanderführer, Christa Fürstenberg,Goldstadtverlag Pforzheim, ISBN 3-89550-451-3
  2. Wanderungen auf Teneriffa, K. Wolfsperger/ A. Miehle-Wolfsperger, Bergverlag Rother München, ISBN 3-76334-016-5
  3. Kompass-Karte Teneriffa, Wander-, Radtouren-, Freizeit- und Straßenkarte, Blatt 233, Kompass-Karten GmbH, Rum/ Innsbruck, Maßstab 1:50.000, wie bei Kompass leider nicht unüblich: ungenau, ISBN 3-85491-038-X, www.kompass.at

Zum Seitenanfang

www.lutz-hauptmann.net