Neuseeland.

Das Land der langen weißen Wolke - Eine Reise durch Neuseeland.

Hallo auf meiner Seite für Neuseeland.
Dies ist die Beschreibung einer Trekking-Reise vom 5.11. bis 5.12.2010 nach Neuseeland, einem Mikrokosmos der herrlichsten Landschaften der Erde. Ob aktive Vulkane, schneebedeckte Berge und Gletscher, saftige Wiesen, subtropischer Regenwald, wilde Küsten oder herrliche Sandstrände, es wird alles geboten, was das Herz eines naturverbundenen Menschen höher schlagen läßt. In diesem Sinne: Guten Tag, Neuseeland, oder in der Sprache der Maori: Kia Ora, Aotearoa.

Beim Anklicken der kleinen Bildchen werden diese in einem besseren, grösseren Format heruntergeladen. Um zu diesem Text zurückzukehren, muss der Zurück oder Back Button des Browsers angeklickt werden.
Am Ende der Beschreibung eines jeden Trekkingtages gibt es noch einen Link zum Download von GPS-Daten des jeweiligen Tages. Für diese Reise steht das universelle GPX-Format zur Verfügung. Damit können die Track-Daten in viele Karten- und GPS-Programme übernommen werden. Auch für Google Earth ist das GPX-Format geeignet. Zum Herunterladen und Speichern der Track-Dateien den entsprechenden Link mit der rechten Maustaste anklicken und "Ziel speichern unter..." auswählen.

Allgemeines: Für Deutsche ist die Einreise nach Neuseeland relativ problemlos. Es wird kein Visum benötigt, wenn man nicht länger als drei Monate in Neuseeland bleibt. Der Reisepass muß noch mindestens drei Monate nach dem voraussichtlichen Abreisedatum gültig sein. Der Reisende sollte weiterhin über ein Weiter- bzw. Rückreiseticket verfügen. Außerdem kann es sein, daß man ausreichende Finanzmittel für den Aufenthalt in Neuseeland nachweisen muß (ca. 1.000,- NZD pro Person und Monat).
Der Wechselkurs des Neuseeländischen Dollars (NZD) zum Euro lag im November 2010 bei 1,70 NZD : 1,00 EUR. Aktuelle Wechselkurse aller Währungen gibt es unter www.oanda.com. Kreditkarten besitzen eine sehr große Akzeptanz
Zeitverschiebung: Gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit MEZ besteht eine Verschiebung von -12h.

Kurze Geographie: Es sei hier auf die Seiten von Wikipedia.de verwiesen: Neuseeland - Geografie.

Geschichte: Es sei hier auf die Seiten von Wikipedia.de verwiesen: Neuseeland - Geschichte.

Flora und Fauna: Es sei hier auf die Seiten von Wikipedia.de verwiesen: Neuseeland - Flora und Fauna.

Lupinenfelder neben der Straße nach Lake Tekapo. Stechginster ist in Neuseeland weit verbreitet.
Lupinenfelder neben der
Straße nach Lake Tekapo.
Stechginster ist in
Neuseeland weit verbreitet.

Hinflug: Fr, 5.11.2010:Bis zum Mittag arbeiten wir noch, nachmittags packen wir unsere Rucksäcke und abends werden wir mit dem Auto zum Münchner Flughafen gebracht. Eine solche Hektik bis zur letzten Minute hatten wir lange nicht vor einem Urlaub. Das Einchecken geht ziemlich flüssig vor sich; unsere Plätze hatten wir bereits vorab online reserviert. Gegen 21:40 Uhr beginnt dann endlich unsere Reise in einem A330 und Flug EK052 der Emirates.

Sa, 6.11.2010: Der Service an Bord ist selbst in der Holzklasse ziemlich gut. Wer nicht schlafen kann, sucht sich halt aus den geschätzten 200 Filmen aller Genres etwas aus. Um 6:30 Uhr Ortszeit landen wir nach knapp sechs Stunden Flug kurz nach Tagesanbruch in Dubai. Von Mitreisenden ist beim Landeanflug der verwunderliche Ausspruch zu hören, dass hier ja alles grau und Wüste sei. Wahrscheinlich haben sie ihr Reiseziel nur nach den bunten Bildern eines Reisekataloges ausgewählt.
Auf dem Flughafen kann man etwas lustwandeln, bei McDonalds frühstücken und das kostenlose WLAN nutzen. Das Umsteigen zu EK406 in Dubai ging glatt vonstatten und gegen 10:10 Uhr starteten wir zu unserer nächsten Etappe dieses langen Fluges.

So, 7.11.2010: Um 5:30 Uhr Ortszeit landen wir im australischen Melbourne. Hier haben wir zwar keinen Flugzeugwechsel, müssen bei dieser Zwischenlandung aber trotzdem mit unserem Handgepäck das Flugzeug verlassen. Im Transitbereich warten wir, bis wir wieder an Bord dürfen. Um 8:10 Uhr geht es dann auf die letzte Etappe und um 13:45 Uhr Ortszeit landen wir schließlich in Auckland.

Reise: Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt. Schon im Flugzeug bekam man ein Formular zum Ausfüllen. In Neuseeland will man sich verständlicherweise davor schützen, daß Krankheiten eingeschleppt werden. So ist es untersagt, Lebensmittel einzuführen. Wir hatten ein paar Tüten Trekkingmahlzeiten dabei, die wir in den Formularen auch angegeben haben. Nach kurzer Befragung, wie diese verpackt seien, durften wir diese einführen. In den Formularen wird auch gefragt, ob man Gegenstände dabei hat, die in der letzten Zeit mit Erdboden in Kontakt gekommen sind. Natürlich ist dies bei Wanderstiefeln und -stöcken der Fall. Diese lassen sich ja auch nicht porentief reinigen. Also haben wir auch dies auf dem Formular angegeben. Aber auch das war offensichtlich kein Problem.
Noch auf dem Flughafen tauschen wir ein paar Euros in Neuseeländische Dollars um. Vor dem Airport steigen wir in den Airport Express. Dieser Bus bringt uns für 14,- NZD pro Person bis zur Station Symonds St, Ecke City Rd. Von hier sind es nur wenige Meter bis zu unserer ersten Unterkunft, der YHA Auckland International. Wir werden in den kommenden Wochen sehr häufig in Jugendherbergen übernachten; sie sind eine preiswerte Unterkunft und meistens auch günstig gelegen. Die Ausstattung ist gut, Bettwäsche vorhanden, Waschmaschinen und Trockner sind für wenige Dollar zu benutzen. Einen deutschen Jugendherbergsausweis haben wir und dieser gilt auch in Neuseeland. Es gäbe selbstverständlich auch noch preiswerte Alternativen, z.B. die Unterkünfte des Backpacker-Verbundes BBH.
Nach dem Bezug unseres Doppelzimmers laufen wir am Nachmittag die Queen Street Richtung Hafen hinab. Am Aotea Square besuchen wir die open air Ausstellung Earth From Above. Gezeigt wurden riesige Luftaufnahmen aus verschiedensten Gegenden der Erde des französischen Fotografen Yann Arthus-Bertrand.
Warum Auckland auch "City Of Sails" genannt wird, zeigt sich spätestens am Hafen. Unzählige Segelboote liegen hier, von kleinen Booten bis zu großen, millionenschweren Yachten im Viaduct Harbour. Letztere sind besonders schön anzuschauen, auch wenn ich mit segeln nichts am Hut habe. Vom Viaduct Harbour hat man auch einen schönen Blick auf die Skyline von Auckland, die vom 328m hohen Skytower beherrscht wird. Bei meinem letzten Besuch Aucklands im Jahre 1996 war dieser Turm gerade im Bau. Verrückt wie die Kiwis nun einmal sind, kann man auf einem 1,2m breiten Steg in 192m Höhe um diesem Turm herumgehen oder sich an einem Seil mit bis zu 83km/h auf den Boden hinablassen.

Skyline von Auckland. Der One Tree Hill.
Skyline von Auckland. Der One Tree Hill.

Mo, 8.11.2010: Wie in neuseeländischen Jugendherbergen üblich, gibt es kein Frühstück. Die Gemeinschaftsküchen sind aber gut ausgestattet und man findet alles, was man an Gerätschaften braucht. Kühlschränke, Töpfe, Pfannen, Teller, Besteck, Toaster; alles ist vorhanden. Die eigenen Lebensmittel sind mit einem Aufkleber mit Angabe des Namens, der Zimmernummer und des Abreisedatums zu versehen. Verständlich, dass unmarkierte Lebensmittel entfernt werden. Wir hatten am Abend zuvor bereits eingekauft und waren somit gut versorgt. Nur mit diesem schwabbeligen Toastbrot konnten wir uns den ganzen Urlaub nicht anfreunden.
Nach dem Frühstück gingen wir zum Atrium der Sky City. Von hier fährt immer 10 Minuten nach der vollen Stunde (außer 14:10 Uhr) ein kostenloser Shuttle Bus zu Kelly Tarlton's Antarctic Encounter & Underwater World. Nach einer kurzen Fahrt in einem haifischförmigen Bus haben wir diese Attraktion Aucklands erreicht. Hier gibt es verschiedene Aquarien und auf einem Laufband kann man durch einen Plexiglastunnel fahren, über uns Haie, Rochen und alles mögliche an anderem Meeresgetier. Weiterer Höhepunkt dieser Lokation ist die Fahrt in einem beheizten Schneemobil durch die Antarktislandschaft. Hier stehen Pinguine herum und warten auf ihre tägliche Fütterung. Diese ist von diesen Mobilen und durch Fenster zu sehen und wird auch auf einer Videowand übertragen.
Mittags fuhren wir mit dem Shuttle Bus wieder zurück zum Britomart. Im dem Bahnhof gegenüberliegenden Einkaufszentrum gibt es im Erdgeschoß einen leckeren und gar nicht teuren Sushi-Laden.
Nach dem Mittag fahren wir mit dem Stadtbus 328 zum Fuße des One Tree Hill (maori: Maungakiekie). Durch schöne Parklandschaft laufen wir auf den Gipfel des 182m hohen Vulkanhügels. Oben wird man für die Strapazen des Aufstiegs durch einen wunderschönen 360°-Rundumblick entlohnt. Dieser Hügel wurde 1987 weltbekannt, als U2 auf Ihrem Album "The Joshua Tree" einen Song namens "One Tree Hill" herausbrachte. Besagter Titel wurde in Neuseeland ein Nummer-1-Hit. Der One Tree Hill ist eigentlich ein No Tree Hill, denn ganz oben steht kein Baum mehr, dafür ein nicht zu übersehender Obelisk. Mit dem Bus geht es wieder zurück in die City und bei einem einfachen Chinesen in der Queen St essen wir zu Abend.

Di, 9.11.2010: Schon von daheim hatten wir eine Fahrt zu den Delfinen in der Bay Of Islands gebucht. Schon um 6:45 Uhr wurden wir an der Jugendherberge abgeholt. Halb Acht erfolgte dann der scharfe Start vom Sky City Coach Terminal. Hier starten die Linienbusse von Intercity und die Sightseeing-Busse von GreatSights. Der Busfahrer erzählte während der Fahrt viel zu Auckland und Neuseeland, nur war er manchmal durch seinen neuseeländischen Slang etwas schwer zu verstehen. Auf unserer Fahrt nordwärts aus der Stadt hinaus sahen wir die endlose Schlange an Autos, die sich in die Stadt hineinquälten. Das Auto ist auch hier ein Symbol von Freiheit und so nutzt es jeder, um sch allein in die Stadt hineinzustauen. Nur selten sitzt mehr als eine Person im Auto und unser Fahrer meinte, Fahrgeneinschaften wären äußerst selten anzutreffen.
Wir fuhren kurz vor Warkworth vom Highway Nr. 1 ab, um den Parry Kauri Park zu besuchen. Hier stehen ein paar Kauri-Bäume, der älteste davon ist ca. 800 Jahre alt. Diese Bäume können bis zu 50m hoch und 4000 Jahre alt werden. Der Stammumfang kann bis zu 16m betragen. Wegen des hohen Astansatzes und der großen Festigkeit wurden die Bäume hauptsächlich für den Schiffs- und Hausbau verwendet. Heute stehen die Kauri unter Naturschutz.
Die Fahrt geht weiter an vielen Mangrovenwäldern und pinkfarbenen Schafen vorbei bis Paihia. Im Terminal von Fullers und GreatSights bekamen wir unser Lunchpaket und gingen dann zum Bootsanleger. Hier bestiegen wir ein Boot, welches uns zu den Delphinen bringen sollte. Wir fuhren einige Zeit durch die Bucht, an idyllisch gelegenen Inseln vorbei, bis wir auf ein paar Delphine trafen. Diese hatten einen jungen Delphin dabei und schliefen. Etwas später trafen wir auf eine Gruppe von etwa 60 Delphinen, die auf der Reise waren. Sie zogen relativ schnell durch das Wasser und hatten keine große Lust mit uns zu spielen. Zwar zogen immer wieder ein paar Tiere direkt neben, vor oder hinter unserem Boot durch das Wasser, aber sie waren eben leider zu fix unterwegs. Wir wären gern in die Neoprenanzüge gestiegen und zu den Delphinen ins Wasser gesprungen, nur konnten wir dies wegen ihrer Reisegeschwindigkeit leider nicht machen. Da dieses Schwimmen mit Delphinen nicht möglich war, gab es am Terminal 30,- NZD zurück.
Mit dem Bus ging es wieder nach Auckland zurück, das wir gegen acht wieder erreichten. In der Herberge hieß es dann: Sachen packen für die Weiterreise am nächsten Tag.

Shuttle Bus zu Kelly Tarlton's Antarctic Encounter & Underwater World. Springende Delphine in der Bay of Islands.
Shuttle Bus zu Kelly Tarlton's
Antarctic Encounter & Underwater World.
Springende Delphine in
der Bay of Islands.

Mi, 10.11.2010: Zeitig aufstehen, denn 8:00 Uhr fährt unser Intercity-Bus vom Sky City Coach Terminal in Richtung Rotorua. In Hamilton, nach zwei Stunden Fahrt, wird ein 15-minütiger Refreshment Stop eingelegt. Diese Zeit kann man für einen Toilettengang oder Kaffeetrinken oder beides verwenden. 11:10 Uhr erreichen wir Matamata, wo wir aus dem Bus aussteigen. Die Intercity-Busse halten in den Orten meist am i-Site. Ein solches Besucherzentrum gibt es in den meisten Ortschaften, auch wo man es gar nicht erwarten würde. Hier in Matamata habe ich, ebenfalls bereits von daheim aus, im Broadway Motel ein Zimmer gebucht. Wir dachten uns erst: Ein Motel. In so einem verschlafenen Nest. In der tiefen Provinz. Was wird uns da wohl erwarten? Aber wir wurden positiv überrascht. Für kühle Nächte war das Bett sogar mit einer Heizdecke bestückt. Für heiße Tage gibt es einen Swimmingpool.
Nun wird sich so manch einer fragen: Was will man hier in der Provinz? Die Antwort ist, "Herr der Ringe" Fans wissen es längst, in der Nähe liegt Beutelsend, oder Bag End, der Drehort des Heimatdorfes der Hobbits der Film-Trilogie. Im i-Site oder im Internet kann man den Besuch von Hobbiton buchen. Von Matamata aus gibt es bis zu sieben Touren pro Tag.
Nach dem Mittag fahren wir mit dem Hobbiton-Bus - scheinbar einem alten Schulbus - vom i-Site durch eine wunderschöne, grüne, hügelige Landschaft einer riesigen Schaffarm. Bis Herbst 2010 waren hier nur ein paar Hügel mit weißen Fassaden zu sehen, denn die originalen Fassaden des Filmes mußten nach Ende der Dreharbeiten wieder abgebaut werden. Jetzt sind die Betreiber aber für 30 Jahre im Besitz der Rechte und können die Gegend wieder so zeigen, wie sie im Film gewesen ist. Deswegen wurde während unseres Besuches kräftig gebaut, um den Zustand wie im Film wiederherzustellen. Außerdem wird Peter Jackson auch Teile seines Filmes "Hobbits" hier drehen. Die Führerin erzählt während des Rundganges alles mögliche über die Dreharbeiten. Zum Schluß fahren wir mit dem Bus bis zu der Hütte, wo die Schafe geschoren werden. Hier wohnen wir dem Scheren eines Schafes bei und erfahren, dass ein Schaf etwa 2kg Wolle gibt und für 1kg zwischen zwei und drei NZD gezahlt werden. Danach können die Besucher kleinen Lämmchen auch noch die Flasche geben.
Mit dem Bus geht es wieder zurück nach Matamata. Hier gehen wir noch in einen Internetladen um unsere nächsten Touren zu planen. Uns bleibt aber nicht viel Zeit und gegen 17.30 Uhr werden wir freundlich hinauskomplimentiert. Wir hatten nicht registriert, daß die meisten Geschäfte hier bereits 17:00 Uhr schließen.

Erdhaus der Hobbits. Lämmchen bekommen Milch.
Erdhaus der Hobbits. Lämmchen bekommen Milch.

Do, 11.11.2010: Das Frühstück wird aufs Zimmer gebracht. Währenddessen machen wir eine grobe Planung für die kommenden Tage. Wir verlassen das Motel und gehen in ein nahes Reisebüro, um einen Transport von Wellington nach Te Anau zu organisieren. Um etwas Zeit zu sparen, wollen wir dahin fliegen. Die Dame im Büro scheint auch ziemlich fit zu sein und nach kurzer Zeit haben wir unsere Tickets in den Händen.
Mit dem Intercity-Bus fahren wir 11:10 Uhr ab und sind schon eine Stunde später in Rotorua. Hier werden wir vom Geruch fauler Eier empfangen; überall qualmt, brodelt und stinkt es. Die thermischen Aktivitäten tief im Inneren der Erde machen sich in dieser Gegend besonders bemerkbar. Von der Bushaltestelle - auch wieder am Tourismusbüro - sind es ca. 600m zu unserer Jugendherberge. In den Jugendherbergen kann man auch Aktivitäten verschiedenster Art buchen und bekommt dabei meist auch noch einen teils deutlichen Discount gegenüber dem Bezahlen vor Ort. Wir merkten dies bei der Buchung bzw. beim abendlichen Besuch eines Maori-Abends im Mitai Maori Village. Unser Preisvorteil lag bei ca. 20%! Doch nachmittags machten wir erst einen Spaziergang durch Rotorua, am Ufer des Lake Rotorua entlang (hier gibt es auf einer Art Lehrpfad immer wieder Tafeln zu den geothermalen Aktivitäten), vorbei am imposanten Fachwerkbau des "Rotorua Museum Of Art And History" und durch wunderschöne Parkanlagen. Umweit des Museums befindet sich die in Stein gefaßte Quelle Rachel Spring mit einer Temperatur von 100°C. Hier laufen uns auch ein paar Pukekos über den Weg.
Am frühen Abend holt uns ein Bus an der Jugendherberge ab und bringt uns, nachdem noch einige andere Leute eingesammelt wurden, ins Mitai Maori Village am nördlichen Stadtrand von Rotorua. In einem großen, beheizten Zelt sind Tische für das Abendessen vorbereitet. Ein Maori erzählt ein bißchen über deren Kultur, bevor wir zur Kochstelle gehen. Diese ist ein Erdloch, welches so richtig heiß ist. In diesem werden die in Blättern oder Alufolie gewickelten Speisen gegart. Manche Speisen werden auch an einem Korb direkt in einen kochenden Tümpel gehangen, um sie zu garen. Während das Essen von fleißigen Leutan an das Buffett getragen wird, schauen wir uns die Ankunft von Maoris in einem Kanu an. Sie kommen auf einem angestauten, kleinen Bächlein mit ihrem Kanu daher und fahren ein paar mal vor den Zuschauern hin und her während sie furchterregende Gesänge erklingen lassen, bevor sie schließlich aussteigen. Dies war der erste Teil des Spektakels. Auf einer Bühne in einem nachgebauten Dorf werden dann noch Tänze, Schaukämpfe und Gebarden vorgeführt. Danach startete das Hangi, das Verzehren des im heißen Erdloch zubereiteten Abendessens. Nach dem Essen stand nochmals ein kurzer Rundgang auf dem Programm. In der Dunkelheit kann man einige Glühwürmchen sehen. Wer aber richtig viele Glühwürmchen sehen möchte, sollte dann doch lieber nach Waitomo fahren. Nach der ganzen Prozedur brachte uns der Bus wieder zur Jugendherberge.

Rotorua Museum Of Art And History. Maori im Kanu.
Rotorua Museum Of Art And History. Maori im Kanu.

Fr, 12.11.2010: Am heutigen Tag wollen wir uns den heißen Atem der Erde um unsere Nasen wehen lassen. Ein Kleinbus bringt uns zum Waimangu Volcanic Valley. Es gibt keinen öffentlichen Busverkehr dahin, also muss man einen Trip buchen. Man wird mit einem Kleinbus früh an der Herberge abgeholt und kann entweder mittags oder nachmittags wieder zurückfahren. Vom Eingang kann man bis zum Lake Rotomahana hinunter laufen. Auf dem Weg stehen Tafeln und an Hand der Nummern darauf kann man im "Führer für Entdecker", welchen man beim Lösen der Eintrittskarte erhält, Wissenswertes nachlesen. In diesem Tal gab es von 1900 bis 1904 den größten Geysir der Welt; er blies alle 36 Stunden für eine Dauer von etwa sechs Stunden heißes Wasser bis auf 400m Höhe hinauf. Jetzt gibt es noch jede Menge blubbernder Tümpel, kochende Seen, kalte und heiße Bäche, prächtige Sinterterassen. Und es gibt auch direkt am Wegesrand kleine Löcher im Fels, aus denen heiße Luft strömt. Zum Temperaturtest sollte man seine Hand jedoch nicht zu dicht an ein solches Loch halten, denn die herausströmende Luft ist wirklich sehr, sehr heiß. Wer keine Lust auf langes Laufen hat, der kann auch zur Abkürzung den im Tal vekehrenden Bus benutzen. Wir entschieden uns, die Rückfahrt nach Rotorua am Mittag zu nutzen.
Wir ließen uns nicht bis ins Zentrum fahren, sondern stiegen bereits am Te Puia - Whakarewarewa Thermal Village aus. Dies liegt direkt am Weg und ist eine weitere Attraktion von Rotorua. Hier sprüht unter anderen auch der Pohutu Geysir sein heißes Wasser bis zu 30m hoch. Von einer Besucherplattform aus kann dies beobachtet werden, aber auf die Windrichtung ist zu achten. Dieser Geysir bläst etwa stündlich - so ist zumindest auf einem Schild zu lesen. Bei unserem Besuch spuckte der kleinere Prince Of Wales' Feathers bereits beachtliche Mengen Wasser. Einige Zeit darauf fing dann auch der Pohutu an, sein heißes Wasser in den Himmel zu speien. Als wir nach 70 Minuten die Gegend verließen, war er immer noch am Wasser speien. Im Jahr 2000 hat er sogar verblüffenderweise ganze 329 Tage sein Wasser gen Himmel geschickt. Auf dem Gelände gibt es natürlich auch wieder Sinterterassen, blubbernde Schlammtümpel und kochende Seen. In einen der "Kochtöpfe" wurde gerade ein Korb mit Muscheln gekocht. Weiterhin gibt es ein Kiwihaus, indem bei stark gedämpften Licht Kiwis anzuschauen sind. Die Augen brauchen eine Weile, bis sie sich an das schummerige Licht gewöhnt haben. Aber dann kann man Neuseelands Nationaltier hinter der Scheibe sehen. Eigentlich ist es kein besonders schöner Vogel, aber ein äußerst seltener. Es können auch typische Maori-Bauten angeschaut werden und es gibt Vorführungen traditioneller Schnitz- und Webkünste.
Ein freundlicher Bediensteter von Te Puia weist uns den Weg zum Stadtbus, welcher uns in das Zentrum zurückbringt. Nach Supermarkt und Abendessen ist auch dieser Urlaubstag schon wieder Geschichte.

Hier werden Muscheln gekocht. Pohutu Geysir. Heiße Tümpel in einem Park an der Jugendherberge.
Hier werden Muscheln gekocht. Pohutu Geysir. Heiße Tümpel im Kuirau-Park
gleich an der Jugendherberge.

Sa, 13.11.2010: Wir packten unsere Sachen und deponierten sie in einem Schließfach der Jugendherberge. Da unser Bus erst mittags fährt, bummeln wir noch ein wenig durch den der Jugendherberge gegenüberliegenden Kuirau-Park. Auch hier gibt es natürlich wieder heiße Gewässer und den Gestank fauler Eier.
Mit unserem Gepäck beladen gehen wir zum Touristenbüro, denn hier startet wieder unser Bus zur nächsten Etappe. Diesmal fahren wir mit einem Bus des Unternehmens Naked Bus. Wir starten 12:30 Uhr, passieren den wunderschönen und mit 616km² größten See Neuseelands Lake Taupo, und erreichen 14:15 Uhr Turangi am südlichen Ende des Lake Taupo. Hier steigen wir in einen Kleinbus mit Anhänger um, der uns nach nur kurzer Wartezeit nach Whakapapa im Tongariro-Nationalpark bringt. Unterwegs machen wir am Nordufer des Lake Rotoaira einen kurzen Fotostop um einen Blick über den See auf die Berge des Tongariro-Nationalparks zu werfen. Unterwegs versorgt uns der Fahrer auch mit allerlei Wissenswertem. Kurz nach drei setzt uns der Bus dann direkt am Whakapapa Holiday Park ab.
Hier beziehen wir eine Cabin, die eigentlich für fünf Leute ausgelegt ist. Die elektrische Heizung haben wir auch gleich eingeschaltet, denn es war nicht gerade warm. Auf dem Platz kann man auch campen oder sein Wohnmobil abstellen. Es gibt einen Aufenthaltsraum mit Küche und auch Waschmaschinen und Trockner sind vorhanden. Im Gegensatz zu den Jugendherbergen muss man hier aber alle Küchen- und Essutensilien selbst mitbringen. Es gibt weder Pfannen und Töpfe, noch Besteck, Teller und Tassen. In der Rezeption ist ein kleiner Laden, in dem man sich mit den nötigsten Lebensmitteln versorgen kann. Im Tourismusbüro schräg gegenüber könnte man sich im Notfall auch noch mit Campinggeschirr u. ä. ausstatten. Als ich 1996 auf diesem Platz übernachtete, hat es geregnet, geregnet und geregnet. Dieses Mal war es nur ein leichtes Nieseln.
In den nächsten Tagen wollen wir einen der so genannten Great Walks machen, den viertägigen Tongariro Northern Circuit. Deshalb gehen wir noch in das Tourismusbüro und holen uns die Reservierungsbestätigung ab. Das Wandern an sich ist kostenlos, es gibt auch keine Nationalparkgebühren. Für die Hüttenübernachtungen entstehen aber natürlich Kosten und auf Grund der beschränkten Kapazitäten ist eine Reservierung auch dringend anzuraten. Im November 2010 betrugen die Kosten 31,- NZD pro Person und Nacht. Hat man keine Reservierung und möchte trotzdem in einer Hütte übernachten - so überhaupt noch Platz verfügbar ist - muss man den doppelten Preis an den Hüttenwart zahlen.
Etwas unterhalb des Chateau Tongariro Hotels gehen wir in der Tussock Bar zum Pizza essen. Anschließend heißt es noch Sachen zusammenpacken für das Trekking und die nicht benötigten Sachen in einen Sack stecken, der dann zur Aufbewahrung bis zu unserer Rückkehr in der Rezeption aufbewahrt wird.

So, 14.11.2010: Topographische Karten Neuseelands können kostenlos von der Webseite des LINZ heruntergeladen werden. Die diesen Track abdeckenden Karten sind die Blätter BH34, BH35, BJ34 und BJ35. Es gibt aber im Tourismusbüro auch eine Karte im Maßstab 1:60.000, mit GPS- und km-Gitter, welche den gesamten Bereich abdeckt: New Topo, Tongariro, (Tongariro Alpine Crossing and Northern Circuit, Tongariro National Park). Sie hat zwar nicht die Genauigkeit der topographischen Karten, ist aber völlig ausreichend.
Der erste Tag dieses Tracks ist kurz und nur mit drei Stunden veranschlagt. Das Richtige zum Warmlaufen also. Bei schlechtem Wetter kann sich die Zeit aber laut Angaben vor Ort auf bis zu fünf Stunden verlängern.
Vor den Türen des Tourismusbüros ziehen wir die Regenjacken über, denn es nieselt ganz leicht. Aber nur ein ganz klein wenig, so dass wir auch nicht einmal die Regenhülle über den Rucksack machen. 9.20 Uhr beginnt unsere Wanderung. 100m unterhalb des Whakapapa Visitor Centres geht man nach rechts in eine Seitenstraße hinein. Nach 200m beginnt dann auf der linken Seite der Track. Er ist sowohl mit Lower Taranaki Falls als auch mit Tongariro Northern Circuit gekennzeichnet. Auf einem gut ausgebauten Weg laufen wir nahe der Kläranlage vorbei, doch dann umgibt uns nur noch Natur. Nur in der Ferne ist immer wieder die Straße nach Whakapapa zu sehen. Am Weg stehen ein paar Büsche und hauptsächlich das harte, büschelweise stehende Tussockgras. Immer wieder geht es in kleine Einschnitte hinab, über eine Brücke und auf der anderen Seite wieder hinauf.
An einem solchen Einschnitt, der auch in einem kleinen Wäldchen liegt, zweigt der Taranaki Falls Track ab. Diesen Wasserfall sehen wir am Ende unserer Wanderung und so folgen wir dem Northern Circuit in Richtung Mangatepopo Hütte. Das Nieseln hat nun aufgehört und wir können die Regenjacken wieder wegpacken. Wir sind natürlich nicht unglücklich darüber. Die Wolken werden auch etwas lichter und das eine oder andere Mal lugt auch schon die Schneekuppe des Mt. Ruapehu hervor. Vor uns links liegt der fast aus der Ebene aufsteigende Vulkankegel des Mt. Pukeonake, und rechts neben uns kann man immer wieder den ebenfalls schön geformten Vulkankegel des Mt. Ngauruhoe erahnen.
Das Wasser des hier häufigen Regens hat den Weg teilweise stark ausgespült. Oft wurde mit Befestigungen oder Treppen aus Holz ausgebessert, manchmal mußte man aber auch tief ausgewaschene Hohlwege entlanglaufen. Bei viel Regen macht es sicher nicht allzuviel Spaß, diesen Weg zu gehen und so gibt es auch einige Leute, die den Tongariro Northern Circuit am Parkplatz am Ende der Mangatepopo Road beginnen. Dies ist gleichzeitig auch der Startpunkt für das Tongariro Alpine Crossing, einer Wanderung, die zu den schönsten ganz Neuseelands zählt. Es gibt eine ganze Reihe von Busunternehmen, die sich auf die vielen Touristen eingestellt haben und den Transport von vielen umliegenden Ortschaften bis hinauf nach Taupo zu diesem Parkplatz anbieten. Und wer "nur" das Crossing macht, kann sich am Ende des Wanderweges am Ketetahi Car Park wieder abholen und zu seiner Unterkunft bringen lassen.
Die Mangatepopo Hütte liegt dann eine Minute links des Hauptweges und wir erreichen sie kurz vor eins. Im Gemeinschaftsraum stehen ein paar gasbetriebene Kocher, die in der Mitte eine Art kleinen Backofen haben. Der ist groß genug, um zwei Brotscheiben zu toasten und so das gräßlige Toastbrot wenigstens einigermaßen genießbar zu machen. In der Mitte steht ein ebenfalls gasbetriebener Heizofen, darüber hängt ein Gitter, an dem man nasse Kleidung zum Trocknen aufhängen kann. In den Hütten gibt es sonst keinerlei Ausrüstung, alles ist mitzubringen, von Topf über Teller bis Besteck und Nahrungsmittel sowieso. Auch ein Feuerzeug bzw. wasserfeste Streichhölzer sind von Vorteil, da auch dieses nicht bereitgestellt wird. Die Ausstattung ist also recht spartanisch, aber man hat ja schließlich einen großen Rucksack. Wie weiter oben bereits geschrieben, kann man sich auch in Whakapapa im Visitor Centre noch mit den nötigsten Utensilien versorgen. Wir haben in der letzten Hütte dieser Wanderung (Waihohonu Hut) auch erlebt, dass das Wasser ausgegangen ist. Wenn man also ein paar Chlortabletten dabei hat, um Bachwasser zu reinigen, so ist das auf keinen Fall schlecht. Im Schlafraum stehen 23 Liegeplätze zur Verfügung, meist in Doppelstockbetten mit abwaschbaren Matratzen. Es wird gebeten, die Matratzen am Morgen aufrecht zu stellen. So wird eine Reinigung erleichtert und gleichzeitig ist es für einen selbst auch eine Kontrolle, dass man nachts nichts unter die Matratze gekramt hat und dieses etwa vergisst mitzunehmen.
Wir sind die ersten Gäste in der Hütte, erst gegen Abend kommen noch ein paar weitere hinzu. Insgesamt sind wir sieben Leute in der Hütte und zwei Personen draußen im Zelt. Abends klart es immer mehr auf und auch der schneebedeckte Ruapehu läßt grüßen. Da das Nachtleben in der Hütte keine großen Parties bietet, sind wir beizeiten in unseren Schlafsäcken.
GPS-Track des Tages.
GPS-Track aller vier Tage.

Ausgespülter Wanderweg. Schlafplätze in der Mangatepopo-Hütte.
Ausgespülter Wanderweg. Schlafplätze in der Mangatepopo-Hütte.

Mo, 15.11.2010: Natürlich schlafen wir nicht lange und stehen beizeiten auf. Das Wetter ist schön, die Sonne lacht von einem blauen Himmel. Heute werden wir auf alle Fälle unsere Sonnencreme benutzen. Die heutige Strecke entspricht dem Tongariro Crossing. Dies ist eine beliebte Wanderung bei Kiwis und Touristen und ist somit, besonders an schönen Tagen, eine viel begangene Strecke. Trotz unseres nicht späten Aufbruchs sind schon einige Leute unterwegs, die vom Parkplatz am Ende der Mangatepopo Road kommen. Der Weg ist gut ausgebaut, für meine Begriffe sogar zu gut. Vielfach läuft man auf hölzernen Steigen. Dies ist zu begreifen an sehr fragilen und empfindlichen Stellen, nicht jedoch wenn diese nur dazu dienen, damit sich Wanderer keine schmutzigen Schuhe holen. Vielfach sind auch Holztreppen angelegt, die im vulkanischen Gestein nach oben führen. Ein normal angelegter Weg in Serpentinen wäre meines Erachtens besser gewesen.
Der Weg führt anfangs relativ flach durch steppenähnliches Gelände, mehr oder minder entfernt vom Mangatepopo Bach. Einmal verengt sich das Tal und man muss über etwas Gestein nach oben kraxeln. Dann findet man sich in einem weiten Kessel wieder. Hier stehen ein paar Toiletten und zwei Schilder weisen auf die örtlichen Gefahren hin. Ein Schild zählt Fragen auf, die man sich stellen sollte, um diesen Weg weiter zu gehen. Es geht darum, dass man sich in alpinem Gelände befindet, der Weg zur anderen Seite weit ist, das Wetter schnell umschlagen kann und dass man auch genügend Proviant und vor allem Flüssigkeit dabei haben sollte. Wer sich den Weg nicht zutraut, der sollte lieber zum Parkplatz umkehren. Hier muss aber auch gesagt sein, dass der Weg technisch nicht schwierig ist, aber ziemlich lang. Von der Mangatepopo Road bis zur Ketetahi Road kann man durchaus acht Stunden unterwegs sein. Ein paar Pausen und Abstecher vom Weg möchte man ja auch noch machen. Und schließlich soll die Tour auch zum Genießen sein und nicht in einer Tortur enden. Ein zweites Schild zeigt die vulkanischen Gefahren an. Es ist auch eine Karte dargestellt, die vermutliche Lavaflüsse und vermeintlich sichere Zonen aufzeigt. Unser heutiges Ziel, die Ketetahi Hütte, liegt dabei übrigens nicht in einer sicheren Zone.
In diesem Kessel führt ein Weg nach links zu den Soda Springs, kalte Quellen, um die herum feuchtigkeitsliebende Pflanzen wachsen. Während des folgenden knapp 350m hohen, leider mit Treppen versehenen Anstieges durchquert man das "Devil's Staircase" genannte Gebiet. Die jüngsten, schwarzen Lavaflüsse stammen von den Ausbrüchen in den Jahren 1949 und 1954.
Nach diesem Anstieg ist der Rand des South Crater (1.659m) erreicht. Hier zogen Wolkenfetzen hindurch und ließen die Menschenschlange in der Ebene irgendwie gespenstisch erscheinen. Es war ein surrealer Anblick. Nach dieser Ebene folgt noch ein kurzer, aber knackiger Anstieg über den Mangatepopo Sattel (1.690m) zum Rand des Red Crater (1.868m). Ein für eine Pause sehr geeigneter Punkt.
Wir verweilen hier jedoch nicht zu lange, sondern folgen einer mit Stangen markierten Route gen Nordwesten zum Gipfel des Mt. Tongariro (1.967m). Dies ist ebenfalls kein schwieriger Weg, es geht über Geröll und festes Gestein, teils aber auch über Schneeflächen und mondstaubähnlichen Grund bis zum felsigen Gipfelaufbau. Es ziehen jetzt immer mehr Wolken über uns hinweg und um uns herum, so machen wir uns auch gleich wieder auf den Rückweg zum Red Crater.
Der Red Crater macht seinem Namen alle Ehre. Er schimmert in vielen verschiedenen rötlichen Tönen. Weiter unterhalb leuchten die Emerald Lakes in grünlichen Tönen. Diese brillanten Farben entstanden durch die aus dem vulkanischen Gestein ausgewaschenen Mineralien. Es ist ein herrlicher Anblick und man könnte hier eigentlich Stunden verweilen und einfach nur schauen. An den Emerald Lakes kann man in Richtung Südost unseren Weg des nächsten Tages sehen.
Wir aber machen uns an den Abstieg. In losem Staub geht es steil bergab. Diese Art Abstieg liegt mir, denn es ist fast wie mit Ski auf einem Abfahrtshang. Aus den Flanken des Red Crater steigen übelriechende Rauchsäulen empor. Vorbei an den Emerald Lakes geht es dann mitten durch den Central Crater. Es folgt ein kleiner Anstieg und man steht vor einem weiteren, wunderschön anzuschauenden See, dem Blue Lake. Zur Linken lugt immer wieder der eben bestiegene Gipfel des Mt. Tongariro durch die wabernden Wolken.
Nach dem Passieren des Blue Lakes gehen wir noch etwas durch diese Steinwüste, bevor es über einen kleinen Sattel nach Norden in den weiteren Abstieg geht. In Serpentinen schlängelt sich der Weg durch Rotes Tussockgras nach unten zur Ketetahi Hütte. Auf Schildern wird man gebeten nicht abzukürzen, um die fragile Oberfläche nicht zu beschädigen. Man riecht die heißen Ketetahi Springs lange bevor man die zugehörigen Rauchsäulen zu sehen bekommt. Leider liegen diese auf privatem Gelände und es ist strengstens untersagt, diese zu besuchen.
Die Ketetahi Hut liegt auf dem Nordhang des Tongariro. Von der Terrasse und aus dem Fenster des Gemeinschaftsraumes kann man vorzüglich in die Ferne sehen, der Ausblick übertrifft dabei jegliches Fernsehprogramm. Die Hütte selbst ist genauso ausgerüstet wie die Mangatepopo Hut. Es gibt 26 Schlafplätze, die teils in einem abgetrennten Schlafraum, teils aber auch im Gemeinschaftsraum liegen. Letzteres ist natürlich nicht so günstig, vor allem dann, wenn noch spät abends Gäste kommen, die in der Küche lautstark und ohne Rücksicht auf andere Gäste ihr Abendmahl zubereiten. Es ist erschreckend, was für Chaoten doch in den Bergen unterwegs sind. Am Morgen danach sah die Küche aus wie ein Schlachtfeld. Glücklicherweise hatten wir Schlafplätze im Nebenraum und hatten so wenigstens eine einigermaßen ruhige Nacht.
Wer das Tongariro Alpine Crossing macht, geht weiter den Hang hinab und erreicht nach weiteren 1,5 bis 2 Stunden durch Tussockgras und später Wald den Ketetahi Car Park, wo man sich wieder abholen lassen kann.
GPS-Track des Tages.

Im South Crater. Am Red Crater.
Im South Crater. Am Red Crater.
Die Emerald Lakes. Blick aus der Ketetahi-Hütte.
Die Emerald Lakes. Blick aus der Ketetahi-Hütte.

Di, 16.11.2010: Der Weg des neuen Tages beginnt so, wie der vorangegangene geendet hat - nur steigen wir die Serpentinen wieder hinauf. Unter uns liegt noch der morgendliche Nebel, doch wir sind darüber und genießen die Sonne. Wir sind wohl die Ersten des Tages, die hier entlanglaufen und so sind wir auch die ersten Nutznießer eines auf dem Weg liegengebliebenen Netzes mit Mandarinen. Wir nehmen uns zwei heraus und legen das Netz auf einen Stein am Rand des Weges, damit auch Nachkommende eine kleine Erfrischung genießen können. Wieder geht es am Blue Lake vorbei, durch den Central Crater und schließlich erreichen wir am Fuße des Red Craters die Emerald Lakes. Hier begegneten uns bereits die ersten Leute, die das Tongariro Crossing liefen, oder wohl besser: rannten. Sie konnten eigentlich nicht genüßlich gewandert sein, bei dieser zeitigen Begegnung.
Wir verlassen nun den uns bereits bekannten Weg und schwenken gen Südosten auf einen Weg Richtung Oturere Hut ein. Dieser Weg führt uns kurz nach dieser Abzweigung steil durch vulkanisches Gestein nach unten. Bei herrlichem Sonnenschein bietet sich uns immer wieder ein grandioser Blick auf den Ngauruhoe und den wie ein Juwel in der Sonne glänzenden schneebedeckten Ruapehu. In der nun zu durchschreitenden Landschaft fühlt man sich wie auf dem Mond. Zumindest stelle ich ihn mir so vor, denn dort war ich noch nicht. Frühere Lavaflüsse aus dem Red Crater sind für diese Formungen verantwortlich. Unsere Mittagsrast machen wir an der Oturere Hut. Sie beherbergt 26 Betten und außer uns ist weit und breit kein Mensch zu sehen.
Nach dem Mittag geht es immer wieder durch teils tief eingeschnittene, aber zur Zeit trockene Flußbetten. Dann geht es wieder über sanfte Hügel hinweg. Aber immer ist das Land völlig trocken und staubig. Nur ein paar wenige, vereinzelte Grasbatzen und Büsche stehen hier. In der Ferne kann man die Desert Road sehen, die Straße Nr. 1, welche östlich den Tongariro National Park passiert. Dieser Straßenname passt ausgezeichnet zu dieser Gegend. Nachdem die staubigen Hügel passiert sind, führt der Weg durch Wald hinab zu einem Bach, über eine Brücke und dann geht es wieder 140m, ebenfalls durch Wald, hinauf. Vom erreichten Bergrücken geht es dann wieder 150m durch Busch und später Wald hinab. Wir passieren die eben erst außer Betrieb genommene Waihohonu Hut, überqueren eine Brücke und erreichen die erst drei Wochen vor unserer Ankunft eröffnete nagelneue und noch nicht ganz fertige Neue Waihohonu Hut.
Viel Glas sorgt für die natürliche Heizung des Aufenthaltsraumes, welcher sehr großzügig gehalten ist. Meines Erachtens etwas zu groß, dafür hätte man die Schlafräume mehr unterteilen können. Auch die netten Toastmöglichkeiten in den Kochern gibt es hier nicht. Dafür lädt die hölzerne Terrasse zum Sonnen ein. Doch sobald die Sonne hinter den Bergen verschwindet, wird es empfindlich kühl.
GPS-Track des Tages.

Wolkenschleier über dem Mt. Ngauruhoe (2.287m). Windgepeitschter Busch zwischen Oturere- und Waihohonu-Hütte.
Wolkenschleier über dem
Mt. Ngauruhoe (2.287m).
Windgepeitschter Busch zwischen
Oturere- und Waihohonu-Hütte.

Mi, 17.11.2010: Es gibt zwar große Tanks, aber der Hüttenwart bat schon abends darum, sehr sparsam mit Wasser umzugehen. Er sagte dies nicht ohne Grund, denn am Morgen war das Wasser kurz nach unserem Frühstück alle. Zum Glück ist in unmittelbarer Nähe ein Bach, dessen Wasser notfalls verwendet werden kann. Trotzdem sollte jedem Reisenden (nicht nur hier) bewusst sein, dass Wasser ein kostbares Gut ist und sehr sparsam damit umgegangen werden sollte. Für sämtliche Wandertage hier im Tongariro National Park muss ausreichend Trinkwasser mitgenommen werden, denn es kann sehr heiß und trocken werden.
Nur wenige Minuten nach dem Start von der Hütte zweigt nach links ein Weg ab, der zur historischen Waihohonu Hut führt. Dies ist nur ein zehnminütiger Abstecher vom Weg und so sahen wir uns diese Hütte an. Sie ist als kleines Museum eingerichtet und die Tür steht offen. Das Baujahr liegt irgendwo zwischen 1901 und 1904, die Angaben dazu schwanken. Die Hütte wurde von der Desert Road mit Kutschen angefahren und diente auch als Basisstation für Skifahrer. Sie hatten es damals noch nicht so gut wie heute und mussten die Berge hinauf laufen, um dann eine rasante Abfahrt genießen zu können. Interessant ist der Aufbau der Wände dieser Hütte. Diese bestehen aus zwei Lagen Wellblech. In den Zwischenraum wurde Bimsstein gefüllt und somit eine hervorragende Wärmeisolierung erreicht.
Die nächsten Stunden der Wanderung sind eigentlich recht eintönig. Man läuft durch scheinbar endloses Buschland. Aber zum Glück gibt es links und rechts Ngauruhoe und Ruapehu, de mit ihren schneebedeckten Gipfeln grüßen. Wenn man ganz genau hinschaut, kann man auch die Skilifte auf den Hängen des Ruapehu erkennen. Wir passieren den Lower Tama Lake, den man auch auf einem kurzen Sidetrip besuchen könnte. Oberhalb des Sees kann man auf einer Flanke den Weg zum Upper Lama Lake erkenne. Dieser Abstecher würde anderthalb Stunden kosten. Aber auch diesen See lassen wir rechts liegen. Der Weg ist hier teilweise wieder auf Holzplanken gebaut, um die fragile, sumpfige Landschaft nicht zu zerstören. Langsam trifft man auch wieder auf mehr Menschen, denn den Weg zu den Tama Lakes gehen viele von Whakapapa Village aus als Tageswanderung. Demzufolge ist auch der Weg wieder ziemlich gut ausgebaut, auch bei Regenwetter holt man sich hier wahrscheinlich keine schlammigen Schuhe.
Als wir einen der zahlreichen kleinen Sättel erreicht haben, glaube ich meinen Augen kaum zu trauen. Völlig klar vor uns erhebt sich die perfekte Spitzkegelform des 2.518m hohen Taranaki bzw. Mt. Egmont. Nun ist dies ja nicht so außergewöhnlich, dass man hier einen schneebedeckten Vulkan sieht, aber der Taranaki steht in sage und schreibe 140km Entfernung an der Westküste! Dieser Anblick scheint auch nicht so selten zu sein, denn wo kommt die Namensgleichheit mit den Taranaki Falls sonst her? Wir machen einen kleinen Abstecher hinab zu diesem Wasserfall. Eine Treppe führt dahin und der Fuß des Wasserfalles ist schon dicht bevölkert. Man könnte nun dem Wairere Bach folgen, aber dann würde man auf den Weg stoßen, den wir an unserem ersten der Tag des circuits gegangen sind und ein Stück den gleichen Weg zurücklaufen. So gehen wir wieder die Treppe hinauf und folgen dem oberen Weg, bis wir Whakapapa Village erreicht haben.
In einem Kaffee gönnen wir uns gleich eine Cola - zisch. Der Werbespruch, der auf dem Etikett der Cola-Flsche steht, trifft in diesem Falle voll und ganz zu: "Listen closely & hear the happiness being unleashed when you open this bottle." Das ganze Jahr trinke ich nicht eine solche Zuckerbrühe, aber nach einem solchen Trekking habe ich meist einen richtigen Heißhunger darauf.
Im Holiday Park beziehen wir wieder unsere Cabin Nr. 1 und setzen gleich eine Waschmaschine an. Die folgende Dusche führt dann dazu, dass man sich wieder wie neu geboren fühlt. Abends gönnen wir uns im "Tussock" noch eine leckere Pizza und ein Bier.
GPS-Track des Tages.
GPS-Track aller vier Tage.

Taranaki Falls. Der Mt. Ngauruhoe (2.287m). Hotel Chateau Tongariro, dahinter der Mt. Ruhapehu 2.797m).
Taranaki Falls. Der Mt. Ngauruhoe (2.287m). Hotel "Chateau Tongariro",
dahinter der Mt. Ruhapehu 2.797m).

Do, 18.11.2010: Oh Schreck, das am Vortag gekaufte Brot ist schon ein paar Scheiben schimmlig geworden. Wir suchen uns die noch guten zum Frühstück heraus. Nun packen wir unsere Sachen zusammen und deponieren sie in der Rezeption. Im Internetcafe buchen wir die Jugendherberge in Wellington und die Unterkünfte für den Kepler-Track auf der Südinsel. Als wir dann in der Rezeption unsere Sachen abgeholt haben, bekamen wir auf unsere Reklamation hin auch ein frisches, nicht schimmliges Brot. Schien den Leuten echt peinlich zu sein.
13.10 Uhr fährt Nakedbus nach Turangi, dort steigen wir um in den Bus nach Wellington. Jetzt fahren wir auf dem Desert Highway vorbei am Tongariro Natinalpark. Östlich neben der Straße liegt die riesige Waiouru Military Area, auf der auch das neuseeländische Armeemuseum beheimatet ist. Auf dem Highway kommt uns ein Fahrzeug mit Warnleuchten entgegen, welches auf einen Schwertransport hinweist. Kurz darauf kommt uns auf einem Tieflader die Hälfte eines Hauses entgegen. Wenn man hier umzieht, dann nimmt man eben sein Haus gleich mit.
In Taihape machen wir einen Comfort Stop am Gumboot Manor. Dies ist eine kleine Raststätte in einem alten Eisenbahngebäude. Wer etwas am Tresen bestellt, was nicht sofort fertig ist, bekommt eine Nummer, die er auf den Tisch stellt. Die Bedienung bringt dann das gewünschte und kann anhand der Nummer die Bestellungen zuordnen. Für gewöhnlich bekommt man einen kleinen Aufsteller mit der Nummer, oder eine Edelstahlhalterung mit einem aufgesteckten Plasteschild. Im Gumboot Manor steht diese Nummer jedoch natürlich auf einem Gummistiefel.
Über Palmerston North fahren wir hauptsächlich auf der Nr. 1 bis nach Wellington, welches wir 20.15 Uhr erreichen. Der erste Busstop ist am Bahnhof, wir steigen an der Endstation in der Wakefield Street, gegenüber dem Hotel Duxton, nahe der Kreuzung mit der Taranaki Street, aus. Von hier sind es nur 500m weiter in Fahrtrichtung, denn die Jugendherberge liegt am östlichen Ende der Wakefield Street. Direkt gegenüber liegt gleich ein riesiger New World Supermarkt, wo wir uns mit frischen Lebensmitteln eindecken. An der Rezeption der Jugendherberge buchen wir auch gleich noch eine "Herr der Ringe"-Tour, denn auch hier in Wellington wurden Teile der Trilogie gedreht.

Fr, 19.11.2010: 10.00 Uhr treffen wir uns am i-Site unweit der Jugendherberge mit ???. Er war auch einer der zahlreichen Statisten im Film. Wir sind die einzigen beiden Gäste und genießen so eine private Führung. Mit einem Kleinbus werden wir zum Embassy Theatre gefahren. Hier fand die Weltpremiere des dritten Teils statt. Weiter ging es auf drn Mount Victoria, einem 196m hohen Hügel unmittelbar östlich des Zentrums. Von hier hat man einen sehr schönen Blick auf Wellington und seine Umgebung. An den Hängen dieses Hügels wurden Szenen des Filmes gedreht, welche wir auch an Hand von Bildern wiedererkannten. Wir fuhren weiter zur Weta Cave, einem Teil der Weta-Studios, die zahlreiche Trickeffekte ausführten, Gegenstände und Bauten für "Herr der Ringe" produzierten. Aber auch an anderen Filmen waren diese Studios beteiligt, wie Peter Jacksons "King Kong" oder "Avatar". Natürlich gibt es hier auch einen Shop, in dem man zahlreiche Bücher oder Fanartikel kaufen kann.
Nach Abschluß dieser Tour besuchten wir das Nationalmuseum "Te Papa". Dieses Museum beherbergt eine riesige Auswahl an Exponaten. Es werden die für Neuseeland sehr bedeutsamen Kräfte der Natur gezeigt. So kann man in einem Haus ein - simuliertes - Erdbeben miterleben oder viel wissenswertes über Vulkane erfahren. Viele Exponate sind auch zum Mitmachen gedacht, berühren ausdrücklich erbeten. Die Vielfalt der neuseeländischen Flora und Fauna kann man in nachgebauten Regenwaldbäumen erleben. An einem Marae, dem Versammlungsplatz der Maori, erfährt man einiges über die Maori. Der Eintritt ins Museum ist kostenlos, die Ausstellungen sind wunderbar, nur die ständige Berieselung mit etwas einschläfernd wirkender Musik ist nervig.
Wir besuchen noch den botanischen Garten von Wellington. Dieser hat mehrere Zugänge, der oberste läßt sich jedoch gleich mit einer Fahrt der am 22.02.1902 in Betrieb genommenen Standseilbahn verbinden. Er ist sehr schön in den Hügeln angelegt und man könnte eigentlich Stunden darin spazieren gehen.

Blick über Wellington vom Mount Victoria (196m). Standseilbahn in Wellington. Silberfarn, die Nationalpflanze Neuseelands.
Blick über Wellington vom
Mount Victoria (196m).
Standseilbahn in Wellington. Silberfarn, die
Nationalpflanze Neuseelands.

Sa, 20.11.2010: Kurz nach halb sechs in der früh werden wir vom Shuttle-Service an der Jugendherberge abgeholt und zum Flughafen gebracht. Wir fliegen erst nach Christchurch, steigen dort um und weiter nach Queenstown. Hier werden wir von Regen empfangen. Mit dem Shuttle fahren wir vom Flughafen in die Stadt. Wir gehen durch ein paar Geschäfte, essen Mittag und besteigen um zwei den Intercity-Bus nach Te Anau. Der Bus fährt ziemlich flott und der Fahrer gibt unterwegs immer wieder Erklärungen zum Gesehenen. Auf der reichlich zwei Stunden langen Fahrt bessert sich auch langsam das Wetter. In Te Anau laufen wir das kurze Stück bis zur Jugendherberge und beziehen ein kleines Zimmer. Te Anau ist ein 1.800-Seelen Örtchen, das am malerischen gleichnamigen See liegt. Der Lake Te Anau ist mit seinen 344km² Fläche der größte See der Südinsel. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 65km und in westliche Richtung erstrecken sich drei große Fjorde. Die Tiefe des Sees beträgt bis zu 270m. Am nördlichen Ende ist der Startpunkt des bekannten Milford Track. Von Te Anau Downs (30km nördlich von Te Anau) gibt es einen Bootsverkehr zu diesem Startpunkt. Ebenso gibt es einen Bootsshuttle vom Ende des Tracks am Sandfly Point zum Schiffsterminal im Milford Sound.
An der Rezeption der Jugendherberge buchen wir für den nächsten Tag eine Tour mit Real Journeys zum Milford Sound.

So, 21.11.2010: Mit einem modernen Bus von Real Journeys werden wir an der Jugendherberge abgeholt. Er hat riesige Fenster, die weit um das Dach herumgezogen sind. So kann man auch in engen Tälern gut nach oben schauen. Außerdem steigen die Sitzreihen nach hinten an, wie in einem Theater. Der Bus fährt nicht auf dem schnellsten Wege zum Milford Sound, sondern klappert erst einmal die diversen Unterkünfte ab und sammelt die Passagiere ein.
Auf der Fahrt zum Milford Sound wird an verschiedenen sehenswerten Orten Station gemacht. Der erste Stop ist am Mirror Lake. Ein kleiner See gleich neben der Straße. Für gewöhnlich liegt er sehr ruhig da und die gegenüberliegenden Berge spiegeln sich in der Wasseroberfläche wie in einem Spiegel. Ein paar Tage später sehen wir aber im Lake Te Anau eine viel schönere Spiegelung. Dieser Mirror Lake ist wohl eher als vermeintliche touristische Attraktion angelegt.
Nur 5km weiter, in Knobs Flat, gibt es einen kurzen Toilettenstop. Etwa 100km nach Te Anau ist in einer Höhe von 945m der Homer Tunnel erreicht. Die Straße ist vor und nach dem Tunnel extrem lawinengefährdet. An einer vor Lawinen sicheren Stelle wurde eine kleine Kapelle gebaut. Der Tunnel selbst ist 1.240m lang. Die Straße ist mittlerweile befestigt, die Tunnelwände sind aber nach wie vor unverkleideter Granit, aus dem das Wasser tropft. Er ist sehr schmal und zwei Wohnmobile haben schon Probleme bei der Begegnung. Daher stehen an beiden Portalen Ampeln, die aber nur bei starkem Verkehr in Betrieb sind. Wartende Fahrzeuge vor dem Tunnel soll es wegen der Lawinen möglichst nicht geben. Fünf Arbeiter begannen im Jahr 1935 mit Spitzhacke und Schubkarren die Arbeiten am Ostportal. Wegen der schlechten Zugänglichkeit auf der Westseite wurde nur von der Ostseite gegraben. 1954 wurde der Tunnel eröffnet.
Nach dem Tunnel geht es in unzähligen Serpentinen bergab; bis zum Milford Sound sind es nur noch knapp 20km.
Am Schiffsterminal stehen schon zahleiche Busse; an Spitzentagen in der Hochsaison sollen es bis zu 200 Busse pro Tag sein. Das Terminal ist auch entsprechend großzügig ausgelegt. Wir besteigen unser Schiff "Milford Mariner". Die vergleichsweise kleine "Milford Wanderer", mit der ich 1996 hier unterwegs war, liegt auch am Kai. Es ist windig und ab und zu kommen auch mal ein paar Tropfen vom Himmel. Ein Guide gibt Erklärungen zur Natur. Der Mitre Peak ragt 1.692m direkt aus dem Fjord heraus und ist wohl einer der am meisten fotografiertesten Punkte Neuseelands. Leider zeigt er sich uns nur selten in seiner ganzen Pracht und versteckt sich meist hinter einem Schleier aus Wolken. Wir Fahren auf dem Schiff im Uhrzeigersinn an den Wänden des Fjordes entlang. Auf den Felsen am Ufer tummeln sich Robben und auch ein paar Pinguine. Von den Felsen herab kommen tolle Wasserfälle, die uns bisweilen in einen Nebel aus Gischt einhüllen. Wir fahren mit dem Schiff bis zum St. Anne Point, hier wird an der Tasmanischen See der offene Ozean erreicht. Von hier sind es bis zur australischen Küste etwa 1.700km. Ein kleiner Leuchtturm markiert die Einfahrt in den Milford Sound. Teils unter Segeln entkommen wir dem rauen Seegang und fahren in den Fjord in ruhigere Gewässer zurück. Hier erwarten uns Felswände, die bis zu 800m senkrecht aus dem Wasser emporsteigen. Imposant sind auch die jeweils rund 160m hohen Stirling und Bowen Falls.
Nach der Rundfahrt im Fjord entern wir wieder unseren Bus und fahren zu "The Chasm", nur wenige Minuten vom Milford Sound entfernt. Ein ausgebauter Weg führt in den malerischen Urwald hinein zu einem Wasserfall. Hier hat ein kleiner Bach tolle Löcher aus dem Fels herausgespült. Durch seine unzähligen Windungen und den dichten Baumbewuchs ist von diesem Wasserfall kein Foto in ganzer Größe zu machen. Der komplette Weg dauert nur wenige Minuten, ist aber auf jeden Fall zu empfehlen.
Direkt nach der Durchfahrt durch den Homertunnel halten wir ein weiteres Mal an. Hier gibt es den "Homer Tunnel Alpine Nature Walk", ein kurzer Spaziergang auf einem Pfad durch Geröll. Der Weg ist gesäumt von wunderschönen Blumen und etwas weiter entfernt grüßen die schneebedeckten Gipfel. Auf dem Parkplatz warten die Keas auf Nachschub an einfach zu ergatterndem Futter.
Abends decken wir uns in Te Anau mit Verpflegung für die kommenden Tage ein und ich schaue noch nach einer neuen SD-Karte für den Fotoapparat. Da hier aber utopische Preise verlangt werden, lösche ich die RAW-Daten auf meinen vorhandenen Karten und belasse nur die JPG-Daten darauf.
In der Jugendherberge packen wir ein weiteres Mal unsere Sachen um, damit wir auf dem uns bevorstehenden Treck nur das Notwendigste mitnehmen.

Am Schiffsterminal im Milford Sound, im Hintergrund der Mitre Peak (1.692m). Der berühmt berüchtigte Bergpapagei Kea.
Am Schiffsterminal im Milford Sound,
im Hintergrund der Mitre Peak (1.692m).
Der berühmt berüchtigte
Bergpapagei Kea.

Mo, 22.11.2010: Wir stehen zeitig auf, frühstücken, bringen unsere überzähligen Sachen in den Aufbewahrungsraum der Jugendherberge und machen uns mit unseren gut gefüllten Rucksäcken auf den Kepler Track. Dieser ist der einzige der Great Walks, welcher komplett für touristische Zwecke angelegt wurde. Er wurde auch als Entlastung des viel begangenen Milford Trecks konzipiert. Alle anderen Great Walks nutzen mehr oder weniger vorhandene Pfade, die teils schon vor Jahrhunderten von den Maoris genutzt wurden. Er wurde nach dem deutschen Forscher Johannes Kepler benannt. Topographische Karten Neuseelands können kostenlos von der Webseite des LINZ heruntergeladen werden. Die diesen Track abdeckenden Karten sind die Blätter CD07 und CD08. Aber es gibt natürlich auch Kartenmaterial, welches in einer einzigen Karte den kompletten Track abdeckt. Wir verwendeten Kepler Track Parkmap 335-09 vom Department of Conservation in einem Maßstab von 1:60.000.
Wir laufen erst einmal zum Fiordland National Park Visitor Centre, um unsere vorgebuchten Hüttentickets abzuholen. Pro Nacht und Person sind dafür 51,10 NZD zu entrichten - ein stolzer Preis. Hier bekommen wir auch einen Müllsack, denn auch hier gilt, dass man seinen Müll nicht irgendwo hinterlässt, sondern ihn komplett wieder mitbringt und in der Stadt entsorgt.
Vorerst folgen wir dem Lakeside Track am Südufer des Lake Te Anau. Durch eine Parklandschaft hindurch erreichen wir die Control Gates. Diese haben nichts mit Kontrollen am Eingang zum Nationalpark zu tun, sondern dies sind die regulierenden Wehre, die den Abfluss des Lake Te Anau in den Waiau River steuern. Hinter diesen Wehren führt der Weg in den Wald hinein. Auch hier kommt man sich mitunter wie in einem Urwald vor; kleine Farne am Boden, riesige Baumfarne und Buchen sind hier bestimmend. Auf den Bäumen wachsen dann auch noch jede Menge Epiphyten. Im Wald stößt man immer wieder auf Fallen, die die Hermeline in Schach halten sollen. Sie sind in den 1880er Jahren nach Neuseeland eingeführt worden, um Hasen und Kaninchen zu dezimieren. Leider sind nun aber die Hermeline zur Plage geworden und sie gefährden vor allem den Bestand der flugunfähigen Vögel Neuseelands. Noch immer führt der Weg in der Nähe des Seeufers entlang. In der Brod Bay befindet sich ein kleiner Campingplatz; es gibt Grillplätze und Toiletten.
Hier biegt dann der Weg in Richtung Westen ab und führt - teils relativ steil - den Berg hinauf. Der Weg ist oftmals sehr weich und der Untergrund scheint regelrecht zu federn. Auf angelegten Holzwegen und -treppen umgeht man einen Kalksteinfelsen. Von hier dauert es nicht mehr lang und man verlässt den Wald und befindet sich oberhalb der Baumgrenze. Es bieten sich wunderschöne Blicke auf den tief unter uns liegenden Ort und See Te Anau, auf den Lake Manapouri und die umliegenden Bergketten. Wir laufen auf dem Bergrücken zwischen eigenartig gekringeltem Tussockgras hindurch. Nachdem in einer Linkskurve eine kleine Klippe umgangen wird, rückt die erste Übernachtungshütte ins Blickfeld. Nur noch wenige Meter sind es bis zur Luxmore Hut. Sie hat Ihren Namen nach dem Berg bekommen, auf dessen Flanke sie steht, dem Mt. Luxmore (1.490m).
Zum späten Nachmittag bietet sich noch die Möglichkeit, mit einer Rangerin des Nationalparks eine kurze geführte Tour in der Umgebung der Hütte zu unternehmen. Dabei kann man allerlei Wissenswertes über Flora, Fauna und Geologie der Südinsel erfahren.
Die Hütten hier haben eine größere Kapazität als auf dem Tongariro Northern Circuit und haben ähnliche Ausstattungen. Die Luxmore Hut bietet 55 Schlafplätze. Den kleinen Minibackofen in den Gaskochern vermissen wir hier allerdings schmerzlich. So müssen wir das schlabberige Toastbrot ungetoastet zu uns nehmen. Gaskocher und ein Ofen zum gemütlichen einheizen sind vorhanden; Geschirr, Töpfe, Streichhölzer und natürlich die komplette Verpflegung sind mitzubringen. Es gibt auch keine Möglichkeit, etwa Vergessenes nachzukaufen. In einem solchen Fall muss man dann auf die Hilfsbereitschaft Mitreisender vertrauen.
GPS-Track des Tages.
GPS-Track aller vier Tage.

Am Lake Te Anau. Blick auf den Lake Te Anau.
Am Lake Te Anau. Blick auf den Lake Te Anau.

Di, 23.11.2010: Wir stehen bereits 6.30 Uhr auf. Das Wetter meint es wieder gut mit uns und die Sonne schickt ihre wärmenden Strahlen von einem weiß-blauen Himmel zu uns hinab. Wir laufen erst ein Stück um den Mt. Luxmore herum, bis ein Wegweiser den Weg zum Gipfel zeigt. Wir legen unsere Rucksäcke ab und gehen nur mit dem Fotoapparat die wenigen Meter bis zum Gipfel. Von hier bietet sich ein herrlicher Rundblick auf den Lake Te Anau und die umliegenden Bergketten.
Neben dem Weg stehen Pflanzen und es wächst jede Menge Moos. Manchmal sieht das Ganze so aus, als ob jemand einen Steingarten angelegt hätte. Der gut ausgebaute Weg führt meist direkt auf dem Kamm eines Bergrückens entlang, teilweise liegt auch noch abseits des Weges etwas Schnee. Unterwegs kommen wir noch an zwei Schutzhütten vorbei. Diese haben keinerlei Ausstattung und dienen wirklich nur dazu, dass man im Falle eines extremen Wetterwechsels Unterschlupf finden kann.
Auf einem Holzweg mit Treppen geht es dann steil hinab. Schnell ist wieder der Wald erreicht. Auch hier gibt es kaum eine Übergangszone mit Krüppelkiefern oder Büschen, sondern das alpine Gelände geht nahezu sofort in Wald mit hohen Bäumen über. Je weiter wir mit unserem Abstieg vorankommen, umso unangenehmer werden auch die kleinen Plagegeister die sich Sandfliegen nennen. Solange man in Bewegung ist, sind sie zu ertragen. Aber wehe, man lässt sich zu einer kurzen Rast nieder. Dann stürzen sich Heerscharen dieser kleinen Biester auf uns und versuchen, uns auszusaugen. Nach einem langen Abstieg in unzähligen Serpentinen erreichen wir schließlich die Iris Burn Hut (50 Schlafplätze). Sie liegt malerisch am Rande einer Lichtung, auch ein Campingplatz ist hier. Im Iris Burn Bach kann man ein erfrischendes Bad nehmen.
Nach einer kurzen Erholungspause bietet sich dann noch ein Spaziergang zum Iris Burn Wasserfall an. Nach 20 Minuten Weg kann man die tosenden Wasser bestaunen. Diese stürzen über riesige Felsbrocken in einen kleinen See. Aber auch hier sind die Sandfliegen präsent und machen jegliche Ruh zunichte.
GPS-Track des Tages.

Der Kepler-Track. Iris Burn Wasserfall.
Der Kepler-Track. Iris Burn Wasserfall.

Mi, 24.11.2010: Wieder stehen wir 6.30 Uhr auf, machen uns Frühstück, packen unsere Sachen und zwei Stunden später sind wir wieder auf dem Weg. Es gibt jetzt keine großen Höhenunterschiede mehr, auch wenn ab und an mal ein knackiger Anstieg zu bewältigen ist. Diese sind dann aber nur kurz. Rechterhand ist ein großer Erdrutsch zu sehen, genannt "Big Slip". Während starken Regens im Januar 1984 sind hier große Mengen Bäume und Geröll zu Tale gestürzt. Die Natur ist jedoch bereits dabei, diese Wunde zu beseitigen und so werden die herumliegenden Felsbrocken von neuem Grün überwuchert und auch in den abgerutschten Hang kehrt der Bewuchs zurück.
Am Rocky Point, einem exzellenten Platz für die Mittagsrast, befindet sich ein kleiner Unterstand mit Tischen und Bänken. Auch Toiletten sind hier zu finden. Dieser Platz ist auch eine Station für Arbeiter, die für die Unterhaltung des Weges verantwortlich sind.
Meist führt der Weg durch Wald, nur manchmal über eine Lichtung. Immer wieder sind Zuflüsse des Iris Burn zu queren, teils auf Geröll durch das Bachbett, teils auf Brücken. An der Mündung des Iris Burn in den Lake Manapouri hat man den ersten schönen Blick auf diesen tollen See mit seinen vielen Buchten und Inseln. Nun ist es nur noch ein kurzes Stück und die Moturau Hut (40 Schlafplätze) ist erreicht. Sie liegt ganz idyllisch ein paar Meter über dem Seeufer. Wir erkunden noch etwas die Umgebung und laufen am Seeufer entlang. Es ist etwas windig und auf dem See herrscht schon ein ansehnlicher Wellengang. Aber leider gibt es auch hier diese beknackten Sandfliegen.
Der Ranger und Hüttenwart hielt am Abend eine kurze, aber bewegende Rede. Am 19. November hatte es in der Pike River Coal Mine im Nordwesten der Südinsel eine Explosion gegeben und darauf wurden 29 Bergarbeiter vermisst. Nach weiteren Explosionen gäbe es nun praktisch keine Überlebenschance mehr für die 29 Menschen. Dann erzählte er natürlich auch noch etwas über die Umgebung und die Hütte. Die Gasflaschen für Kocher und Heizung werden z.B. mit dem Hubschrauber herangebracht. Ein solcher Flug kostet 2.000,- NZD. Vor vielen Jahren hatte er an Demonstrationen teilgenommen um zu verhindern, dass der Lake Manapouri zur Stromerzeugung für eine Aluminiumhütte dienen sollte. Die Pläne sahen vor, dass der Wasserspiegel des Sees um 30m angehoben werden sollte. Nur so könne die Energieerzeugung sicher gestellt werden. Die Proteste hatten Erfolg und die Pläne wurden gestoppt. Der bisherige Höhenunterschied im Kraftwerk reicht auch heute noch aus, um die Hütte über eine 220kV-Leitung mit Energie zu versorgen.
GPS-Track des Tages.

Am Lake Manapouri. Die Moturau Hütte.
Am Lake Manapouri. Die Moturau Hütte.

Do, 25.11.2010: Heute steht die letzte Trekkingetappe auf dem Programm. Der Weg führt hauptsächlich durch Wald, der auch hier wieder meist wie ein richtiger Märchenwald aussieht. 1,5km nach der Hütte erreicht man eine Moorlandschaft, in die man einen kleinen Abstecher hinein machen kann. Ein Stichweg zweigt vom Hauptweg ab und führt - teils auf Holzstegen - in diese Wetlands hinein. Auf Schildern gibt es ein paar Erklärungen zu dieser Landschaft.
Auf dem Hauptweg zurück, erreichen wir bald einen alten Arm des Waiau Rivers, den Balloon Loop Der Weg führt dann auf dem Hochufer entlang. Vorsicht ist an der Abbruchkante geboten, denn diese ist sehr brüchig. Eine Hängebrücke führt über den Waiau River zum Rainbow Reach. Hier gibt es wieder Toiletten und Straßenschluss. Wer keine Lust hat, den kompletten Track zu gehen, kann sich hier von einem der Shuttle-Busse abholen und nach Te Anau fahren lassen.
Wir bleiben jedoch auf der westlichen Seite des Flusses und laufen weiter auf dem nun wieder gut ausgebauten Weg. Einige Leute lassen sich auch zum Rainbow Reach fahren und laufen dann diesen Weg nach Te Anau zurück. Daher trifft man hier auch auf einige Tageswanderer.
Der Weg führt durch ein Brutgebiet von Falken. Schilder warnen davor, dass diese Menschen als potentielle Feinde ansehen könnten und durchaus auch mal einen Angriffsflug starten können. Man solle sich in acht nehmen und im Angriffsfall vor allem den Kopf schützen.
An diesem Tag entdecken wir auch das erste Mal, dass eine der zahlreichen Hermelinfallen zugeschnappt ist und ein Tier gefangen hat.
Wir erreichen wieder die Control Gates und schließen damit unsere Runde. Nun laufen wir auf schon bekanntem Wege zurück nach Te Anau. In der Jugendherberge wird sogleich die Waschmaschine gefüllt und im Aufenthaltsraum treffen wir wieder auf ein Paar, welches wir bereits auf dem Trekking kennengelernt haben. Sie berichten über ihre Erlebnisse auf ihrer Homepage: The Outsource Mag.
Abends gönnen wir uns ein deftiges Abendessen in einem Steakhouse. Dort treffen wir auf ein weiteres Paar des Trecks. Sie stammen aus England, haben dort ihre kleine Kneipe verkauft und touren nun durch die Welt. Und zu unserem Trost erzählten sie, daß auch sie als native Englischsprecher auch nicht alles in diesem teils furchtbaren neuseeländischen Slang und der manchmal hohen Sprechgeschwindigkeit der "Kiwis" verstehen.
GPS-Track des Tages.
GPS-Track aller vier Tage.

Fr, 26.11.2010: Nur wenige Meter sind es bis zur Busstation in der Miro Street, wo unser Intercity-Bus um 8.00 Uhr in Richtung Christchurch startet. Wir fahren via Gore und Clinton bis nach Dunedin mit, welches wir 12.40 Uhr erreichen. Wir laufen durch die Innenstadt und einen Anstieg hinauf, um zu unserer Jugendherberge Stafford Gables zu gelangen. Diese ist im wunderschönen Gebäude eines 1902 erbauten ehemaligen Hospitals untergebracht. Von der Dachterrasse bietet sich ein grandioser Ausblick über Dunedin, die Otago Halbinsel und die Bucht des natürlichen Otago Harbour. Auf den Toiletten der Herberge sollte man sich auch ruhig etwas Zeit nehmen, denn es sind dort Aushänge mit wissenswerten Sachen platziert. An der Rezeption der Herberge buchen wir gleich für den späten Nachmittag eine Tour mit Elm Wildlife Tours auf die Otago Halbinsel.
Mit einem Allrad-Kleinbus fahren wir zunächst nach Taiaroa Head, das ist die nordöstliche Spitze der Otago Peninsula. Auf einer 76m über dem Meer aufragenden Klippe befindet sich die einzige Festlandskolonie von Königsalbatrossen. Da aber kaum Wind weht, sehen wir leider nur selten einen dieser riesigen Vögel fliegen. Wir fahren, teils recht abenteuerlich quer über Weideland, zu einer Seehundkolonie. Hier liegt eine beträchtliche Anzahl von Seehunden auf den Felsen herum. Manche haben sogar Junge, die offenbar erst wenige Stunden alt sind. Und hier werden wir auch Zeugen, wie angriffslustig Möwen sind, wenn es um ihre Brut geht. Eine Möwendame sitzt auf ihrem Nest und brütet. Eine weiblicher Seehund nähert sich dem Nest. Die Möwe versucht mit Gekreische den Seehund zu vertreiben. Dass lässt diesen jedoch unberührt. Durch das Gekreische wurde jedoch das Möwenmännchen auf die Gefahrensituation aufmerksam. Es kam herbeigeflattert und setzte sich mit zum Nest. Die Robbe ließ sich davon aber auch nicht beeindrucken, also startet die Möwe einen Angriffsflug. Sie breitete ihre Schwingen aus und attackierte die Robbe in einem Maße, wie ich es kaum für möglich gehalten hätte. Immer wieder kam die Möwe angeflogen und versuchte mit ihrem Schnabel auf die Robbe einzuhacken. Die hatte dann offensichtlich keine Lust mehr, sich dem spitzen Schnabel auszusetzen und trat den Rückzug an.
Wir lassen den Kleinbus auf einer Wiese oberhalb von Papanui Beach stehen und gehen den Abhang hinunter in eine Meeresbucht. Mit etwas Glück können wir hier Gelbaugenpinguine beobachten. Sie kommen abends vom Fischfang aus dem Meer zurück und begeben sich zu ihren Behausungen, die mit menschlicher Hilfe im Steilhang angelegt wurden. Und wir hatten Glück. Kaum waren wir am Strand, kam ein Pinguin direkt auf uns zu und lief nur wenige Meter an uns vorbei. Natürlich klickten in diesem Moment die Fotoapparate im Dauerfeuer. Die Höhlen der Pinguine sind in der Wiese des Steilhanges eingelassen. Von mehreren Unterständen hat man die Möglichkeit, die Pinguine nicht nur am Strand zu sehen, sondern auch ganz in der Nähe ihrer Behausungen. In einer Höhle ist eine Kamera angebracht und auf einem Fernseher kann man die übertragenen Bilder der Jungen in der Höhle sehen. Manche Pinguine stehen auch noch am Strand und fächeln sich mit ihren Flügeln Luft zu, um sich so etwas abzukühlen. Es ist schon putzig, diese drolligen Tierchen in freier Wildbahn anzuschauen. Am Strand liegt auch noch - man denkt, es ist ein riesiger Stein - ein Seeelefant. Der scheint zu schlafen und lässt sich durch nichts stören.
Es ist schon dunkel, als wir wieder mit dem Kleinbus nach Dunedin zurückfahren. Wir steigen am Octagon, dem zentralen Punkt in Dunedin, aus, bummeln noch etwas durch die Stadt und gehen dann zur Jugendherberge.

Jugendherberge in Dunedin. Möwe greift Seehund an. Ein Gelbaugenpinguin.
Jugendherberge in Dunedin. Möwe greift Seehund an. Ein Gelbaugenpinguin.

Sa, 27.11.2010: Wir schlafen erst mal richtig aus. An der Rezeption beschäftigen wir die Dame mit der Buchung unserer weiteren Reise. Sie ist richtig gut in ihrem Fach und so buchen wir gleich die Unterkünfte und die diversen Busfahrten für unsere restlichen Tage in Neuseeland. Dies ist durch Kombination verschiedener Unternehmen nicht ganz einfach, da unsere gewünschte Tour von der "Standardrundreise" abweicht.
Dunedin zählt reichlich 110.000 Einwohner und wurde 1848 von zwei Schiffsladungen voll Schotten gegründet. Die Stadt wird auch als die schottischste Stadt Neuseelands bezeichnet. Auch der Name ist schottisch - es ist der gälische Name für Edinburgh. Hier befindet sich die 1869 gegründete und damit älteste Universität des Landes. Eine bekannte Tochter der Stadt ist die am 28. August 1924 geborene Schriftstellerin Janet Frame.
In der Herberge lag u.a. ein Vorschlag für eine Tour zu Fuß durch Dunedin aus. Wir nahmen dies als Empfehlung an und machten uns auf den Weg. Wir schauten uns den recht sehenswerten Bahnhof von 1906 an, der laut Werbung das meistfotografierteste Gebäude von Neuseeland ist. Manche meinen auch, das meistfotografierteste Gebäude der südlichen Hemisphäre. Fragt sich nur, wer sowas eigentlich zählt. Der Bahnhof hat seinen Sinn allerdings verloren, da hier nur noch ein touristischer Zug - der Taieri Gorge Railway - verkehrt. Sonstiger Personenverkehr ist eingestellt. Durch den Hafen ist jedoch noch einiges an Güterverkehr auf den Gleisen unterwegs. Der Architekt des Bahnhofs und einiger anderer Gebäude in Dunedin, George Troup, wurde mit Spitznamen als "Gingerbread George" bezeichnet. Beim Anblick des Bahnhofs weiß man warum. Im Inneren des Gebäudes gibt es schöne Mosaike und tolle Verzierungen im Stile der Gründerzeit.
Vor dem Bahnhof machen wir eine kleine Pause inmitten von nett angelegten Beeten. Zu unserer Verwunderung stehen hier keine Blumen, sondern hauptsächlich ist Petersilie angepflanzt.
Auf dieser Citytour kann man aber auch noch die Schokoladenfabrik Cadbury oder die Brauerei Speight's besichtigen. Im Universitätsviertel besuchen wir das Otago Museum. Die vorwiegend von Studenten bewohnten Häuser in diesem Viertel sehen jedoch alles andere als vertrauenserweckend aus.

So, 28.11.2010: Wir machen nochmals einen kleinen Bummel durch die Stadt und schauen uns zuerst die 1873 geweihte Kirche "First Church of Otago" an. Wir streifen etwas durch die Gegend und lassen uns am Octagon draußen zum Mittagessen nieder.
Für den Nachmittag haben wir nochmals eine Tour auf die Otago Halbinsel gebucht. Ein großer Reisebus holt uns und drei weiter Personen ab. Ein Kleinbus hätte es auch getan. Der Fahrer erzählt eher langweilig als informativ Geschichten über die Umgebung. Wir machen einen kurzen Stopp am 1871 erbauten Larnach Castle, dem einzigen Schloss in Neuseeland. Für unsere Verhältnisse wäre es wohl eher ein Gartenhaus in einem Schlosspark als ein eigenständiges Schloss, aber in Neuseeland gibt es eben sonst nichts vergleichbares. Der zugehörige Park ist allerdings wunderschön angelegt und man hat eine phantastische Aussicht auf den Otago Harbour.
Die Fahrt geht weiter zu unserem eigentlichen Ziel, der Kolonie der Königsalbatrosse. Wir wollen uns diese Vögel nochmal etwas näher anschauen und gehen in das Gelände der Kolonie hinein. Die anderen Gäste der Bustour setzen derweil ihre Rundreise über die Halbinsel fort. Zuerst gibt es einen kleinen Film über die Albatrosse und die Arbeit der Angestellten in dieser Kolonie. Danach gehen wir hinauf in ein kleines Häuschen mit großer Glasfront. Hier liegen Ferngläser bereit und man kann die Albatrosse sehr gut beobachten. Fünf Vögel saßen auf ihren Nestern und haben gebrütet. Wildernde Katzen und Hermeline sind auch hier ein Problem, welches mit Fallen angegangen wird. Heute ist auch ein für die Albatrosse angenehmer Wind und wir können einige fliegen sehen. Dies ist ein sehr imposanter Anblick, wenn die Vögel mit ihren über drei Metern Spannweite lautlos über uns hinweg gleiten. Da kann man ob dieser Fähigkeit richtig neidisch werden. Die 9.500km bis zur chilenischen Küste legen die Albatrosse in einer Zeit von sieben bis zehn Tagen zurück. Wir schauen eine ganze Weile zu und schießen unzählige Fotos. Zu Zeiten von Digitalkameras ist dies ja problemlos möglich.
Ebenfalls auf der Spitze der Halbinsel liegt das 1886 wegen des britisch-russischen Krieges angelegte Fort Taiaroa. Im zweiten Weltkrieg wurden einige Anlagen erneuert und in Spitzenzeiten waren hier 100 Soldaten anwesend. Oberirdisch sieht man nur ein paar Betoneingänge, der größte Teil der Anlage ist unterirdisch. Auch Kanonen befinden sich unterirdisch und wurden nur zum abfeuern hydraulisch nach oben gehoben. An der Wand befindet sich zur Ausrichtung der Kanone eine Skala mit einer Teilung von 0,25°. Zwischen 315° und 345° ist diese Skala rot markiert. Das hat auch einen triftigen Grund, denn in dieser Richtung befindet sich der Leuchtturm.
Wir werden auf dem Parkplatz vor der Kolonie von unserem Bus wieder abgeholt und fahren nach Dunedin zurück. Wir kaufen noch etwas ein, speisen zu Abend und packen unsere Sachen für die Weiterreise.

Bahnhofsgebäude in Dunedin. Larnach Castle auf der Otago Halbinsel. Königsalbatross.
Bahnhofsgebäude in Dunedin. Larnach Castle auf
der Otago Halbinsel.
Königsalbatross.

Mo, 29.11.2010: Um 8.00 Uhr werden wir vom Magic Bus an der Herberge abgeholt. Es werden noch ein paar andere Backpacker Hostels abgeklappert bevor es richtig losgeht. Doch ehe wir Dunedin verlassen, legen wir noch einen Stopp an der Baldwin Street ein. Laut Guinness Buch der Rekorde ist dies die steilste Straße der Welt mit einer maximalen Steigung von 35%. Die Straße wurde mit Betonplatten ausgelegt, da Asphalt bei dieser Steigung einfach wegfließen würde. Jeden Sommer gibt es hier ein Rennen die Straße hinauf und hinab. Eine weitere Attraktion ist das Rennen der Schokoladenkugeln. Dabei kullern bis zu 30.000 Schokokugeln die Straße hinab. Jede Kugel ist von jemandem gestiftet worden und der Erlös dient wohltätigen Zwecken. Die Straße forderte aber auch schon ein Todesopfer, als zwei Studenten in einer Mülltonne mit Rädern die Straße hinab rollten und mit einem abgestellten Hänger kollidierten.
Wir fahren knapp 80km an der Küste entlang nach Norden bis nach Moeraki. Hier legen wir bei den Moeraki Boulders einen Zwischenstopp ein. Wir gehen hinunter an den Strand und schauen uns die kugelrunden, bis zu zwei Metern im Durchmesser großen Steine an. Sind es nun versteinerte Dinosauriereier? Die Steine bestehen aus einer Mineralmasse von Schlamm, feinem Lehm und Ton. Kalkspat hält das ganze Gebilde zusammen. Der Kern ist relativ weich und wird nach außen härter. Die ganze Pracht der Boulders ist nur bei Ebbe zu bestaunen. Wie an einer solchen touristischen Attraktion zu erwarten, gibt es natürlich auch ein Restaurant und einen großen Andenkenladen.
Nach weiteren 40km erreichen wir die knapp 13.000 Einwohner zählende Stadt Oamaru. Hier machen wir einen Stopp zum Einkaufen, da dazu die Möglichkeiten an unserem heutigen Etappenort eingeschränkt sind. Die Stadt ist einmal recht reich gewesen, was die vielen klassizistischen Gebäude aus dem für diese Gegend typischen Kalkstein belegen.
Via Omarama und Twizel geht es zunächst weiter an den Lake Pukaki, wo der nächste Fotostopp eingelegt wird. Wenn postkartenblauer Himmel ist und die Sonne hoch steht, dann leuchtet der See in einem phantastischen hellblau. Die Schmelzwasser der Gletscher, die sich in den See ergießen, bringen aus den Bergen geriebene Mineralien mit. Diese färben je nach Menge der Mineralien und dem Sonnenstand den See in immer wieder neue, phantastische Farben. Die Kette der Alpen hinter dem See hüllte sich aber noch ein bißchen in Wolken.
Jetzt sind es nur noch knapp 50km Fahrt bis zum Ziel der heutigen Etappe, dem Lake Tekapo. Auf dem Weg dahin wachsen neben der Straße regelrechte Lupinenfelder in verschiedenen Farben. Am Lake Tekapo angekommen, werden wir nicht gleich an den Unterkünften ausgekippt, sondern fahren erst noch ein paar Meter weiter zum Parkplatz einer kleinen Kirche. Diese liegt malerisch vor der eindrucksvollen Kulisse des Sees und den schneebedeckten Bergen dahinter. Durch das Fenster hinter dem Altar kann man auch beides sehr gut sehen. Die Kirche wurde am 3. August 1935 geweiht und trägt den Namen "Church of the Good Shepherd". Nur wenige Meter neben der Kirche steht passend dazu ein Denkmal für die Collie-Hunde, ohne die laut Inschrift die Beweidung dieses Berglandes unmöglich wäre.
In der Jugendherberge beziehen wir ein 6-Bett Zimmer. Der Blick von der Herberge auf See und Berge wird in der Werbung als "Million-Dollar view" bezeichnet. Es ist nicht übertrieben.
Für 20,- NZD p.P. nahmen wir abends noch an der Tekapo Starlight Tour teil. Die Tour begann 22.30 Uhr an einem nahen Parkplatz. Eine aus Kalifornien stammende Führerin erklärte den südlichen Sternenhimmel und zeigte uns die vorbeifliegende ISS. Die Wolken ließen glücklicherweise genug vom Himmel frei. Die Führung sollte eigentlich 1,5h dauern, jedoch war erst nach zwei Stunden damit Schluss; und wir haben dabei nicht gemerkt, dass eine derart lange Zeit bereits vergangen war. Wir sind beileibe keine Astronomie-Fans, aber diese Tour war echt informativ und kurzweilig. Von dem Besuch der Sternwarte auf dem nahen Mt. John wurde uns abgeraten, da der Preis recht hoch (80,- NZD) und der Informationsgehalt minimal seien.

Die Mouraki Boulders. Blick über den Lake Tekapo aus der Church of the Good Shepherd.
Die Mouraki Boulders. Blick über den Lake
Tekapo aus der Church
of the Good Shepherd.

Di, 30.11.2010: Ein Kleinbus mit Hänger von The Cook Connection holt uns 8.00 Uhr an der Herberge ab. Auf bekannter Route vom Vortag geht es zurück zum Lake Pukaki und an dessen Westufer hinauf bis in die kleine Ortschaft Mount Cook zu Füßen des gleichnamigen Berges. Unterwegs wurde natürlich an mehreren Stellen Halt gemacht, um die wunderschöne Gegend zu genießen.
Das Wetter könnte besser kaum sein und so war auch schon von weitem der Mt. Cook zu sehen. Dies ist mit 3.754m der höchste Berg von Neuseeland. Bis zum 14. Dezember 1991 war er noch 10m höher, aber an diesem Tage stürzten bei einem gewaltigen Erdrutsch rund 10 Millionen Kubikmeter Fels und Eis zu Tale. Der Berg wurde am 15. Dezember 1894 durch die drei Neuseeländer Tom Fyfe, James Clarke und George Graham zum ersten Male bestiegen. Am 3. Dezember 1910 stand die Australierin Freda du Faur als erste Frau auf dem Gipfel. Im Jahre 1948 stand auch der nach seiner Erstbesteigung des Mt. Everest als Nationalheld gefeierte Sir Edmund Hillary das erste Mal auf dem Gipfel. Weitere Besteigungen und auch Überquerungen aller drei Gipfel des Mt. Cook von ihm sollten folgen.
Kurz vor 10 Uhr hatten wir die 100km lange, aber sehr kurzweilige Fahrt hinter uns. Der Fahrer drehte eine Runde durch den Ort, zeigte uns diverse Lokationen und setzte ein paar Tagesausflügler am nicht ganz billigen Hotel The Hermitage ab. Wir jedoch quartieren uns in der Jugendherberge ein. Gleich darauf starten wir zu einer Wanderung in das Hooker Valley. Wir laufen zunächst durch das "Zentrum" des Ortes und folgen dann den Wegweisern in Richtung Kea Point. Am Campingplatz White Horse Hill zweigt der Weg dann in das Hooker Valley ein. Der Weg führt an einem Monument für die Menschen vorbei, die ihr Leben in diesem Nationalpark ließen. Von diesem Monument, welches ein paar Meter links neben dem Weg steht, und einem weiteren Punkt nur wenige Meter weiter bieten sich schon tolle Ausblicke in die umliegende Bergwelt und zurück zum Lake Pukaki. Auf dem See am Ende des Mueller Gletschers mit seinen riesigen Seitenmoränen sind ein paar Paddler unterwegs. Es geht über zwei Hängebrücken, zwischen denen auch eine stark steinschlaggefährdete Stelle liegt, die man schnell durchqueren sollte. In Laufrichtung auf der linken Seite des Hooker River verläuft der Weg teils auf Holzbohlen durch eine blühende, aber teils sumpfige Wiese. Über etwas Geröll einer Moräne erreicht man schließlich den Hooker Lake. Hier treiben ein paar Minieisberge im Wasser, die vom Hooker Gletscher am anderen Ende des Sees stammen. Über allem thront majestätisch der schneebedeckte und vergletscherte Gipfel des Mt. Cook. Von den ebenfalls stark vergletscherten Mt. Sefton und dem Footstool donnern in kurzen Abständen Lawinen ins Tal. Wir verweilen einen Moment am See und machen uns wieder auf den Rückweg. Auf dem Rückweg machen wir noch kurz Station im i-Site, bevor wir zur Jugendherberge zurückkehren.

Blick über den Lake Pukaki zum Mt. Cook (3.754m). Hooker Lake und Hooker Glacier zu Füßen des Mt. Cook.
Blick über den Lake Pukaki
zum Mt. Cook (3.754m).
Hooker Lake und Hooker Glacier
zu Füßen des Mt. Cook.

Mi, 1.12.2010: Nach einem gemütlichen Frühstück packen wir unsere Sachen, da wir am Nachmittag Mount Cook Village verlassen werden. Doch vorher ist noch genug Zeit für eine weitere kleine Wanderung. Dafür haben wir den Red Tarns Track ausgewählt. Wir folgen dem Pfad zum Black Birch Stream und überqueren diesen auf einer Brücke. Unmittelbar danach beginnt ein steiler Aufstieg auf unzähligen Stufen durch Buschlandschaft. Am Ende des Tracks hat man eine kleine Ebene erreicht, in der auch ein paar Tümpel liegen. Diese haben ihren Namen nach dem rötlichen Gras darin. Von hier könnte man über Geröll und eine Bergflanke auch noch den 1.468m hohen Mt. Sebastopol erreichen. Der Weg auf den Gipfel soll aber kein Spaziergang sein! Der Ausblick auf die umgebenden Berge und vor allem den Mt. Cook ist grandios. Zum Glück gibt es auch eine drehbare Metallkonstruktion, mit der man auf einen Berg oder andere Position "zielen" und dann den entsprechenden Namen ablesen kann.
Wir laufen wieder hinab und gehen noch zum Hotel Hermitage. Hier gibt es im Souterrain The Sir Edmund Hillary Alpine Centre. Als Bergbegeisterte wollen wir uns dieses natürlich anschauen. Zuvor essen wir aber noch auf der Terrasse Mittag und haben dabei wieder einen wunderbaren Ausblick auf den Mt. Cook. Der Eintritt in die Ausstellung ist kostenlos, es gibt aber auch noch ein 3D-Kino, für welches Eintritt in Höhe von 16,- NZD fällig ist. Gezeigt wird ein sehenswerter Film über den Mt. Cook. Vor dem Gebäude steht ein Denkmal von Hillary, der, na wohin wohl, auf den Mt. Cook schaut.
Auf dem Rückweg zur Jugendherberge schauen wir nochmal in das i-Site hinein, denn hier gibt es ebenfalls eine sehenswerte Alpinausstellung. Sie geht über einen weiten Bereich und umfasst z.B. Flora, Fauna, Wetter, Bergrettung und Ausrüstung.
16.00 Uhr holt uns der Kleinbus von Cook Connection an der Jugendherberge ab. Noch vor Glentanner Park liegt eine Person auf der Straße und ein paar stehen herum. Natürlich denken wir erst an einen Unfall, aber beim Näherkommen stellt sich heraus, dass die auf der Straße liegende Person ein Fotograf war und die anderen Personen ein Brautpaar und Hochzeitsgäste waren. Der Fahrer erklärte uns, dass der Mt. Cook ein sehr beliebter Hintergrund für Hochzeitsfotos sein soll. Dafür kommen sogar Paare noch einige Zeit nach der Hochzeit in ihren Hochzeitssachen her, um sich vor diesem Hintergrund fotografieren zu lassen. Dass aber jemand dazu auf der Straße liegt, so etwas hätte der Fahrer auch noch nicht erlebt. Unterwegs machen wir nochmal einen Fotostopp und erreichen gegen 16.45 Uhr Twizel, eine 1200-Seelen Gemeinde mitten im Nirgendwo. Die Siedlung wurde 1968 eigentlich nur erbaut, um Wohnraum für die Arbeiter am Upper Waitaki Power Development Project zu haben und sollte 1984 nach Vollendung des Projektes wieder abgerissen werden. Doch die Nähe zum Mt. Cook und den Seen Lake Tekapo und Lake Pukaki bescherte dem Ort einen unvorhergesehenen Aufschwung. Er ist zwar nicht gerade von Touristen überlaufen, aber als preiswerte Alternative zu den teureren Orten gern genutzt.
Im "Zentrum" gibt es ein paar kleinere Geschäfte, einen Supermarkt und sogar ein i-Site. Selbst einen eigenen Radiosender hat Twizel. Wir wollen jedoch nicht lange hier verweilen und nutzen diesen Ort nur als Umsteigestation. Kurz nach 18.00 Uhr werden wir von einem Bus der Gesellschaft Atomic Shuttle aufgelesen. Es ist der, sagen wir mal: abenteuerlichste Bus unserer Reise. Er hat wohl schon einige Jahre auf dem Buckel und der Fahrer ist ziemlich flott unterwegs. Als wir auf dem 709m hohen Burkes Pass den von Gebirgszügen eingerahmten Mackenzie District verlassen, empfangen uns die Wolken, die sich an der Ostseite der Two Thumb Range angestaut haben mit einem leichten Nieselregen. Die Fahrt geht weiter über Fairlie, Geraldine und Ashburton, hier dann bereits durch endlose Felder auf plattem Land, bis nach Christchurch. Eigentlich ist die Haltestelle am Cathedral Square, aber der Fahrer setzt uns direkt an unserer Jugendherberge City Central in der Manchester Street ab. Es ist bereits 22.00 Uhr.
Nach dem Erdbeben vom 22. Februar 2011 wurden beide Jugendherbergen in Christchurch (Rolleston House und City Central) geschlossen. Beide Herbergen sind noch immer geschlossen und auf der Startseite des YHA New Zealand sind Alternativen aufgelistet (Stand 19.08.2011).

Do, 2.12.2010: Wir werden 7.30 Uhr von einem Bus zu einer Walbeobachtungstour abgeholt. Die Fahrerin ist eine recht stämmige Maoridame. Bis nach Kaikoura sind es knapp 200km Fahrt nach Norden und wir treffen gegen 11.00 Uhr dort ein.
Im Bootsterminal bekommen wir eine kurze Sicherheitseinweisung und dann geht es mit einem Bus zum Hafen in der South Bay. Wir besteigen einen Katamaran und nehmen im Inneren Platz. Nur kurz vor der Küste liegt der Kaikoura Canyon, der in Küstennähe 2000m, weiter draußen bis zu 5000m tief ist. Hier existieren auch noch zwei Meeresströmungen. Alles zusammen kombiniert hat einen enormen Reichtum an Fischen und Krustentieren zur Folge. Wale fühlen sich hier deshalb besonders wohl. Die Schiffsbesatzung sucht mit technischen Hilfsmitteln nach Walen. Es dauert auch nicht allzu lange, bis wir den Ersten sichten. Das Schiff fährt relativ nahe heran und - abgesehen vom Wellengang (im Bootsterminal kann man Tabletten gegen Seekrankheit kaufen) - wir können vom freien Oberdeck des Schiffes den etwa 18m langen Pottwal beobachten. Wie bei einem Eisberg sieht man nur einen Bruchteil des ganzen Körpers. Immer wieder bläst er eine Wasserfontäne durch seine Nase aus. Und schließlich kommt der Moment, auf den alle gewartet haben. Der Rücken krümmt sich ein ganz klein wenig und dann taucht er ab. Dabei kommt seine Fluke nach oben, lässt das Wasser herablaufen und verschwindet dann im Meer.
Wir fahren zurück Richtung Küste und beobachten auf ein paar aus dem Meer ragenden Felsklippen Seehunde und Möwen. Dann geht es nochmal aufs offene Meer hinaus und der schon gesehene Wal zeigt sich uns noch einmal.
Gegen 14.00 Uhr sind wir im Bootsterminal zurück und aßen eine Fischsuppe zu Mittag. Sie wurde in einem großen, ausgehöhlten Brotlaib serviert. So entsteht kein Abwasch und der Ausdruck "eine ganze Schüssel Suppe essen" bekommt hier auch eine etwas andere als gewohnte Bedeutung.
Auf der Rückfahrt wurde noch ein Eis-Stopp eingelegt und in einem Weingut gab es eine kleine Verkostung. Neuseeländischer Wein ist auch durchaus eine Empfehlung wert. Gegen 18.00 Uhr erreichen wir die Jugendherberge in Christchurch.
Zwischen Herberge und Kathedrale fährt die historische Straßenbahn durch das Atrium von Cathedral Junction. Dort gibt es ein nettes Sushi-Restaurant. Das war der optimale Abschluss eines Tages, dessen Hauptattraktion auf dem Meer gelegen hat. Bei einem Spaziergang genießen wir dann noch das abendliche Christchurch. Viele Gebäude werden angestrahlt und so ist natürlich der Cathedral Square mit der Kathedrale besonders sehenswert.

Denkmal für Sir Edmund Hillary vor dem Mt. Cook. Fluke eines abtauchenden Wales vor Kaikoura.
Denkmal für Sir Edmund Hillary
vor dem Mt. Cook.
Fluke eines abtauchenden
Wales vor Kaikoura.

Fr, 3.12.2010: Wir schlafen mal richtig aus. Da unser Brot nicht mehr genießbar ist, hole ich aus einem kleinen Laden gleich neben der Herberge ein frisches. Nach dem Frühstück brechen wir zu einem Rundgang durch die Stadt auf. Die Kathedrale steht natürlich als Erstes auf dem Plan. Im Inneren stehen noch Gerüste, um die Schäden des Erdbebens vom 4.09.2010 zu beseitigen.
Damals gab es frühmorgens um 4.35 Uhr in Christchurch ein Erdbeben der Stärke 7,1. Es richtete einen Schaden von rund 3 Mrd. NZD an. Zum Glück gab es dabei nur zwei ernsthaft verletzte Personen, eine Person kam durch einen Herzinfarkt ums Leben. Wir waren erstaunt, wie wenig Zerstörungen in der Stadt von diesem Erdbeben, welches sich ja nur drei Monate vor unserem Besuch ereignet hatte, zu sehen waren. Dass es am 22.02.2011 um 12.51 Uhr noch viel schlimmer kommen würde, konnte damals noch keiner ahnen. Ein weiteres Erdbeben mit einer Stärke von "nur" 6,3 zerstörte viele der beim ersten Beben in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude. Am 7.03.2011 lag die Zahl der Toten bei 166, über 200 Personen werden noch immer vermisst. Der Schaden wird auf 16 Mrd. NZD geschätzt. Auch das Wahrzeichen der Stadt, die Kathedrale, wurde stark beschädigt, der Turm stürzte ein. Am 13. Juni 2011 erschütterten zwei weitere heftige Erdstöße mit Stärken von 5,5 bzw. 6,0 die Stadt. In deren Folge stürzte auch die Westwand der Kathedrale mitsamt dem markanten Rosettenfenster ein. Das Zentrum rings um den Cathedral Square ist nach wie vor Sperrzone. Auch unsere Jugendherberge befindet sich in dieser Sperrzone. Eine Karte der gesperrten Straßenzügen gibt es hier. In vielen Gegenden wurde die Bodenstruktur derart zerstört, dass dort keine Gebäude mehr gebaut werden sollen.
Am Nachmittag machten wir noch ein paar obligatorische Einkäufe von Andenken, spazierten durch den Botanischen Garten und am Avon entlang.

Christchurch Cathedral. Christchurch Cathedral nach dem Erdbeben vom 22.02.2011.
Christchurch Cathedral. Christchurch Cathedral nach
dem Erdbeben vom 22.02.2011.

Sa, 4.12.2010: Nach dem Frühstück legen wir unsere übriggebliebenen Lebensmittel in jenes Fach in der Küche, dessen Inhalt zur freien Verfügung steht. Mit unseren prall gefüllten Rucksäcken warten wir vor der Jugendherberge auf den Flughafenshuttle. Da unser Flug esrt nachmittags startet, lassen wir uns kurz vor dem Flughafen am International Antarctic Centre absetzen.
Hier gibt es eine phantastische Ausstellung über die Forschung und das Leben in der Antarktis. Die Reise von Robert Scott zum Südpol wird mit allerlei authentischen Exponaten lebensecht präsentiert. Eine der zahlreichen Attraktionen ist eine Kältekammer mit echtem Schnee und Eis bei einer Temperatur von -8°C. Eine Windmaschine bläst mit einer Geschwindigkeit von 40km/h und dadurch wird eine gefühlte Temperatur von etwa -18°C erreicht. Für einige indiche Gäste war dies wohl eine Grenzerfahrung, die mit ihrem leichten Sari und Flipflops dort hineinwollten. Zum Glück kann man warme Jacken und Überschuhe kostenlos ausleihen. Für den richtigen Adrenalinkick sorgt eine Fahrt mit dem Hagglund-Mobil. Dies ist ein All Terrain Kettenfahrzeug mit extremen Fahreigenschaften für eine extreme Umgebung. Bei dieser Fahrt sollte man allerdings rüttelfest sein, denn es geht in rasanter Fahrt über Hügel, durch Wasser und durch enge Kurven. Als ruhiger Ausgleich fungiert dann das Zuschauen bei der Fütterung der Pinguine. Es werden hauptsächlich Blaupinguine aufgenommen, die in der freien Natur aufgrund von Krankheiten keine Überlebenschancen hätten. So gibt es z.B. blinde, lahme, oder gar fußamputierte Pinguine. Mit einem Backstage-Pass kann man mit einem Führer auch noch näher an die Vögel heran.
Vom Antarctic Centre laufen wir die wenigen Minuten zum Flughafen hinüber.

Rückflug: Unsere Boeing 777-300 der Emirates bringt uns als Flug EK419 in 3h 20min zunächst nach Sydney. Hier haben wir 1,5 Stunden Aufenthalt, ehe es im gleichen Flieger in reichlich neun Stunden weiter nach Bangkok geht. Hier sind wieder 1,5 Stunden Aufenthalt und nach weiteren 6h 30min erreichen wir Dubei. Hier haben wir 3h 15min Zeit, uns den Flughafen anzuschauen. Nach weiteren 6h 35min Flugzeit erreichen wir schließlich am 5. Dezember gegen 12.45 Uhr wieder München.

Reiseveranstalter Diese Reise war komplett privat organisiert.

Literatur- und Filmtipps:

  • Tramping in New Zealand, Jim DuFresne, Lonely Planet, 2006, ISBN 1-74059-788-5
  • New Zealand, Charles Rawlings-Way u.a., Lonely Planet, 2008, ISBN 1-74104-816-2
  • Gesichter im Wasser, Janet Frame, Piper Verlag München, ISBN 3-492-22330-3
  • Ein Engel an meiner Tafel/ Der Gesandte aus der Spiegelstadt, Janet Frame, Piper Verlag München, ISBN 3-492-22281-1. Dieses Buch wurde von Jane Campion verfilmt.
  • Potiki, Patricia Grace, Unionsverlag Zürich, ISBN 3-293-20052-4
  • Das Piano, Jane Campion, drei Oscars, United Video UV7114, ca. 116 min.

Zum Seitenanfang

www.lutz-hauptmann.net